Es ist schon einige Jahre her, seit »Signal To Noise« in deutscher Sprache erschienen ist. Weil mir der Comic beim ersten Durchblättern nicht gefallen konnte, legte ich ihn erst einmal in den Stapel. Aus diesem fischte ich ihn dieser Tage hervor, um ihn endlich zu lesen. Oder müsste ich hier eher »um ihn endlich durchzuarbeiten« schreiben?
Denn eine einfache Lektüre ist dieser Comic nicht, das hatten die Macher aber auch nicht vor. Der Texter Neil Gaiman, seit vielen Jahren einer der führenden Comic-Autoren überhaupt, und der Künstler Dave McKean nahmen sich ein Thema vor, das schon vom Start an eher experimentiell klang. Sie wollten eine Geschichte erzählen, die vom Tod und von der Hoffnung handelt, und dabei wollten sie völlig neue Wege gehen.
Zur Geschichte: Ein Filmemacher erfährt kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag, dass er bald sterben wird. Dabei arbeitetet er doch gerade an einem Film, der sich mit dem Ende beschäftigen soll, mit Menschen, die im Mittelalter darauf warten, dass ihre Welt untergeht. Wie soll dieser Mann dann damit umgehen, dass er bald stirbt?
Er gibt nicht auf. Auch wenn er sterben und seinen Film nie drehen wird, arbeitet er daran. Sein Hirn geht derweil auf Reisen, Bilder aus dem geplanten Film vermischen sich mit seiner eigenen Realität, sein Leben scheint sich in Splittern und Schatten aufzulösen.
Es fällt mir schwer, eine vernünftige Inhaltsangabe zu »Signal To Noise« zu geben. Mir fällt es noch schwerer, den Comic zu empfehlen. Streckenweise habe ich die Bilder und Texte nicht verstanden, auch in der Kombination nicht. Mir ist klar, dass alles künstlerisch wertvoll ist, aber das ändert nichts daran, dass ich manches nicht nachvollziehbar fand.
Letztlich handelt es sich um ein Gesamtkunstwerk: Einfache Comic-Seiten wechseln sich ab mit Collagen oder abstrakt wirkenden Malereien, vor die einzelne Wörter und Buchstaben gesetzt worden sind. Viele Seiten sind so gestaltet, dass ich sie mir gerne anschaute und faszinierend fand, ohne aber den Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte zu erkennen.
Der Begriff Graphic Novel, den ich sonst nicht sonderlich mag, ist hier zutreffend. »Signal To Noise« verweigert sich den Konventionen des Comics, ist in der Tat ein Gesamtkunstwerk und überrascht immer wieder durch neue Eindrücke. Ich finde das Ergebnis beeindruckend, denke aber, dass es nicht vollends gelungen ist – die Geschichte bleibt für meinen Geschmack zu sehr im Ungefähren.
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