Ich mag Alternativweltgeschichten; für mich sind sie ein Teil der Science Fiction. Sie funktionieren dann besonders gut, wenn sie nahe mit unserer Realität verknüpft sind und die Frage des »was wäre wenn« sehr realistisch gestellt wird. Deshalb mag ich die französische Comic-Reihe »Jour J«, die hierzulande als »Tag X« im Panini-Verlag veröffentlicht wird.
Die Reihe wurde 2015 bereits gestartet – dass ich heute erst über den ersten Band schreibe, sei mir bitte verziehen. »Wer ermordete den Präsidenten?« greift eines der großen amerikanischen Traumata auf und packt es in eine spannende Comic-Geschichte.
Bei ihrem Comic trennen die Autoren Fred Duval und Jean Pierre Pécau im Prinzip schon im Jahr 1963 die Geschichtsschreibung. Es gibt kein Attentat auf John F. Kennedy, es gibt keine Änderung der amerikanischen Politik. Der Krieg in Vietnam wird weiter mit aller Härte geführt, die Amerikaner erobern sogar Nordvietnam, wobei es unzählige Tote gibt.
Das Attentat auf den Präsidenten erfolgt dennoch: in den 70er-Jahren. Und das Opfer ist Richard Nixon. Wie müsste eine Welt aussehen, in der das geschehen kann, und worin unterscheidet sie sich von der Welt, wie wir sie kennen?
Ihre Geschichte erzählen die beiden Autoren sehr spannend. Sie greifen die korrekten Fakten auf, sie bringen auch die bekannten Figuren der 60er-Jahren zum Einsatz, und sie lassen diverse Verschwörungstheorien in ihre Geschichte einfließen. Es entsteht eine spannende Parallelwelten-Story, die vor allem dann Vergnügen bereitet, wenn man einigermaßen die wahren geschichtlichen Ereignisse im Kopf hat.
Für die Grafik ist Colin Wilson zuständig. Der Neuseeländer ist in verschiedenen Bereichen unterwegs, wurde hierzulande vor allem durch die »Blueberry«-Jugendabenteuer bekannt und zaubert einen klaren, realistisch anmutenden Stil aufs Papier. Man glaubt den Bildern gewissermaßen, man erkennt Richard Nixon oder andere Politiker der 60er- und 70er-Jahre sofort.
Sagen wir es so: In Zeiten der sogenannten Fake-News, in denen man angeblich nicht mehr weiß, wem man glauben kann, passt ein solcher Comic wie die Faust aufs Auge. Ich habe den ersten Band von »Tag X« richtig gern gelesen und finde, dass es ein hervorragender Start für die Reihe ist. Weil die im Original in Frankreich einen ziemlichen Erfolg hingelegt hat, hoffe ich nur, dass sie auch hierzulande »funktioniert«.
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