17 Februar 2020

Anna Nitsche im Interview

Aus der Serie »Drei Fragen an …«

Mit ihrer Firma Simply Easy Marketing waren Anna Nitsche und Meike Grotheer für den Ablauf des Deutschen Phantastik-Preises im Jahr 2019 verantwortlich. Welche Rolle sie genau spielten, haben die meisten wohl nicht mitbekommen. Und weil es einiges an Kritik für den Preis gab – auch von mir –, frage ich sie einfach mal direkt. Das Interview wurde mit Anna Nitsche per Mail geführt.

Klaus N. Frick: Was ist eigentlich Simply Easy Marketing, und wie bist du dazu gekommen, dich für den Deutschen Phantastik-Preis zu engagieren?

Anna Nitsche: Simply Easy Marketing ist eine Agentur, die Autoren Hilfestellung in Sachen Buchveröffentlichungen und Marketing gibt. Wir entwickeln für jedes Buch ein individuelles Influecer-/Blogger-Marketing und stehen dem Autoren auch mit Profis wie Lektoren, Korrektoren und Grafikern zur Seite.

Zum Deutschen Phantastik-Preis kamen wir eigentlich ganz spontan. Da ich selbst schon seit acht Jahren in der Buchbranche tätig bin, hat man natürlich einiges an Kontakten. Darunter fällt auch Björn Sülter, der als ehrenamtlicher Chefredakteur des mitausrichtenden »Corona Magazine« in die Sache hineingeraten war und bereits damals die Idee forcierte, die Organisation in unabhängige Hände zu geben. Durch die bisherige gute Zusammenarbeit und meinen allgemeinen Einsatz für die deutsche Phantastik kam die Frage auf, ob wir als Agentur nicht die Organisation des Votings und der Gala würden übernehmen wollen.

Klaus N. Frick: Deine Rolle war mir im Vorfeld nicht klar: Was hast du im Detail für den Preis getan, und wie lief das eigentlich ab?

Anna Nitsche: Im Grunde war unser Aufgabenbereich die komplette Organisation des Wettbewerbs. Dazu gehörte die Zusammenstellung der unabhängigen Jury (eine Mischung aus Lesern, Bloggern und Journalisten), die Organisation des Leservotings von Longlist und Shortlist, die ständige Kontrolle und Überprüfung der Ergebnisse und die inhaltliche Ausrichtung der Gala auf der BuchBerlin 2019.

Björn Sülter hat sich somit letztlich nur noch um die Kooperation mit der BuchBerlin als Ausrichter der Gala gekümmert. Das war ihm insbesondere wichtig, da er selbst nominiert war und mit den internen Abläufen nicht in Berührung kommen wollte.

Mein Ziel war zudem, die Transparenz zu erhöhen und die Werbung im Onlinebereich drastisch zu steigern. Ich denke, wir haben insgesamt einen guten Job gemacht, der genug Luft nach oben für die nächsten Jahre lässt.

Klaus N. Frick: Es gab einige Kritik im Vorfeld des Preise – auch von Nörglern wie mir –, ebenso am Ende. Unter anderem wurde die Auswahl der Jury kritisiert (Selfpublisher und eher unbekannte Kleinverlage), am Ende dann die Tatsache, dass zwei Preise an den iFuB-Verlag gingen, den die meisten wohl als Veranstalter des Preises ansahen. Wie kommst du mit der Kritik klar, welche Konsequenzen werden daraus gezogen?

Anna Nitsche: Da muss ich mal kurz eine Gegenfrage stellen. Oder mehrere. Erstens: Was ist das Problem mit Selfpublishern? Auch sie arbeiten hart an ihren Büchern, wahrscheinlich härter als ein Verlagsautor, weil sie natürlich die Kosten alleine tragen und liefern teilweise ganz wunderbare Resultate ab. Und welche unbekannten Kleinverlage meinst du genau?

Klaus N. Frick: Den SadWolf Verlag kannte ich bis vor drei Monaten nicht einmal vom Namen her – und da war ich schon sehr verblüfft, dass er gleich zwei Siegplätze belegen konnte …

Anna Nitsche: Ich bin immer der Meinung, dass jeder Autor ein Recht auf eine Nominierung hat und habe durch einige der Longlist-Nominierungen neue Autoren entdeckt, da ich selber auch nicht alle kenne. Die besondere Mischung dieses Jahr hat es für mich interessanter gemacht, und gerade zum Ausrichtungsort, der BuchBerlin, hat es gepasst, weil dort eher die Kleinverlage vor Ort sind und nicht die großen Verlage, die jeder kennt. Von daher sah ich mit der Auswahl kein Problem. Unsere Jury war breit gefächert, das zeigte sich dann auch in den Longlists.

Wie jedes Jahr durften natürlich auch die Leser noch einmal selbst Bücher nominieren, und genauso hätten diese Autoren in dem Fall auch im Voting enden können. So landete zum Beispiel unsere Gewinnerin Nicole Böhm auf dem Siegerplatz. Ihre Leser hatten sie im Nachhinein nachnominiert und dann für sie in Massen abgestimmt.

Dass Kritik an den beiden Gewinnern vom iFuB-Verlag aufkam, hat mich nicht überrascht. Allerdings muss man natürlich auch wissen und differenzieren, dass neben der Zeitschrift »phantastisch!« das nichtkommerzielle und rein ehrenamtlich betreute »Corona Magazine« der Mitausrichter war und nicht der Verlag selbst. Hier stelle ich mal die Gegenfrage, ob man Autoren, die an einem so schönen Projekt (das es seit über 20 Jahren gibt) in ihrer Freizeit und unentgeltlich mitwirken, bei einem solchen Preis ausschließen sollte?

Ich konnte das nicht, denn die Autoren an sich können nichts für diese Verbindung. Das war eine Entscheidung, die ich für mich getroffen habe und danach dann den Lesern die Wahl gelassen habe. Schaut man sich explizit in diesen beiden Fällen die Ergebnisse der Votings an muss man schlicht auch festhalten, dass beide Autoren sehr erfolgreiche, absatzstarke und im »Star Trek«-Fandom beliebte Bücher geschrieben haben. Der Erfolg beider Werke beim DPP verwundert mich somit nicht im Geringsten.

Klaus N. Frick: Wie geht es in diesem Jahr mit dem DPP weiter?

Anna Nitsche: Björn und ich haben uns nach langem Überlegen entschlossen, den Weg nicht weiter zu gehen und den DPP in andere Hände zu geben. Wir haben beide mit unseren eigenen Projekten derart gut zu tun, dass wir da für uns eine klarere Priorisierung schaffen mussten. Mit dem DPP wird es sicher weitergehen; das muss es auch! Er ist eine wichtige Institution in der Phantastikszene und sollte nun von anderen fortgeführt werden. Wir wünschen dem neuen Team in jedem Fall alles erdenklich Gute!

Klaus N. Frick: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

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