Das Thema der Künstlichen Intelligenzen ist seit einiger Zeit schwer in Mode. Das merke ich an der populären Literatur – vor allem dann, wenn Autoren aus dem Mainstream sich auf Science-Fction-Themen einlassen –, aber auch in Zeitschriften oder sogar auf Veranstaltungen wie dem LiteraturCamp in Heidelberg. Bei Science-Fiction-Fans und Technik-Interessierten wird das Thema meist oberflächlich behandelt, selten politisch, noch weniger gesellschaftsorientiert.
Als im Frühjahr 2019 das Sachbuch »Transhumanistische Mythologie« von Max Franz Johann Schnetker erschien, interessierte es mich sehr schnell. Ich kaufte und las es; bis zur Rezension dauerte es halt doch wieder einige Zeit. Veröffentlicht wurde es im Unrast-Verlag, der aus dem »linken« Spektrum kommt. Deshalb kann es nicht überraschen, dass das Buch vor allem eine Kritik des Transhumanismus ist.
Was sich dahinter genau verbirgt, ist gar nicht so leicht zu erklären. Im Prinzip fängt diese Ideologie mit der Künstlichen Intelligenz an – daran forschen derzeit viele Technik-Unternehmen, aber auch Staaten – und bringt letztlich eine Entmenschlichung mit sich. Manche Forscher und Technik-Philosophen machen sich sogar bereits Gedanken darüber, dass aus einer Künstlichen Intelligenz am Ende eine Gottheit entstehen könnte, die den Menschen weit überlegen ist. (Das halte ich für Unfug, aber man weiß natürlich nie, was noch passieren kann …)
Wichtig wäre aber – so die Transhumanisten –, dass die chaotischen Menschen mit ihren chaotischen Handlungen durch klar arbeitende Maschinen abgelöst werden. Aus menschlichem Chaos würde eine spezielle Art von Ordnung …
Das Buch stellt die einzelnen Theorien und Philosophien dar. Es zeigt, dass viele der Menschen, die den Transhumanismus propagieren, ein Menschenbild vertreten, das den einzelnen Menschen nicht mehr wertschätzt. In einer Gesellschaft, in der Maschinen auch das Denken übernehmen, braucht man ja – so die Logik – keine »unnützen« Leute mehr. In einem komplett entfesselten Kapitalismus ist es vielleicht sogar wünschenswert, wenn die Arbeitenden durch Maschinen ersetzt werden. Profitieren würden davon nur diejenigen, die hinter der Künstlichen Intelligenz oder den künstlichen Menschen stehen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich so ernstnehmen muss: Die Leute, die den Transhumanismus propagieren, schätzen vielleicht die technischen Entwicklungen falsch ein. Das Buch trug aber dazu bei, dass ich das Thema stärker beachten werde. Die Lektüre fand ich spannend, auch wenn sich das Buch streckenweise zu sehr auf Bücher und Aufsätze stützt, die ich leider nicht kenne – das machte die Lektüre dann streckenweise wieder schwer.
Aber klar: Hier geht es um Philosophie im weitesten Sinn. Niemand erwartet, dass das eine Lektüre ist, die dem eines Heftromans nahekommt … Der Blick auf die »Transhumanistische Mythologie« ist auf jeden Fall interessant, nicht nur für Science-Fiction-Fans.
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