21 September 2022

Eine popkulturelle Reise in die 50er-Jahre

Der Zweite Weltkrieg war vorüber, das Land lag noch in Trümmern, der Aufbau hatte begonnen: In den fünfziger Jahren begann die Zeit des Wirtschaftswunders, und der Aufschwung sorgte dafür, dass man in Westdeutschland bald positiv in die Zukunft blicken konnte. Darüber schrieb Rainer Eisfeld das Sachbuch »Rock'n'Roll und Science Fiction«, das ich zuletzt gelesen habe und als Lektüre empfehlen möchte.

Der Untertitel »Wie die Bundesrepublik modern wurde« zeigt deutlich, in welche Richtung es inhaltlich geht. Eisfeld zeigt die Entwicklung in den fünfziger Jahren und widerlegt das Klischee, diese Zeit sei grau und langweilig gewesen. Ganz im Gegenteil: Schon in den fünfziger Jahren rumorte es in der Jugend, wurden junge Frauen und Männer aufmüpfig und entwickelten ihre eigenen Jugendkulturen, meist am Beispiel amerikanischer Filme orientiert.

Das Buch basiert teilweise auf dem Sachbuch »Als Teenager träumten – die magischen 50er-Jahre«, das in den 90er-Jahren im Nomos-Verlag veröffentlicht worden ist. Es gibt nun neue Kapitel, andere wurden stark verändert.

Man muss das Buch nicht am Stück lesen, das ist auch nicht unbedingt sinnvoll. Im Prinzip handelt es sich um eine Zusammenstellung von Texten, die jeweils verschiedene Aspekte beleuchten: Musik und Mode, junge Leute im Allgemeinen und Science Fiction im Besonderen.

Das Buch ist reichhaltig bebildert, und die Bilder sorgen in Verbindung zu den gut geschriebenen und sehr unterhaltsamen Texten für einen informativen und bunten Einblick in eine Zeit, die schon recht lange in der Versenkung verschwunden scheint.

Ich mochte natürlich die Science-Fiction-Themen, aber auch die Musik war spannend. Warum kam Elvis Presley eigentlich so an? Welche Rolle spielte damals das Radio? Und warum war ausgerechnet in der Zeit, in der Rock’n’Roll nach Deutschland kam, der Schlager so populär? Okay, auf diese Frage gibt es keine Antwort – zumindest nicht in diesem Buch –, aber das ist vielleicht auch ein ganz anderes Thema.

»Rock’n’Roll und Science Fiction« wirft einen lebensnahen, unterhaltsamen und informativen Blick auf ein Jahrzehnt, das einem schon vorkommt wie die graueste aller grauen Vergangenheiten. Es ist im Verlag Dieter von Reeken erschienen, und ich empfehle es all jenen, die gerne auf die Vergangenheit blicken, zu dieser aber eine kritische Distanz haben. Lohnenswerte Lektüre!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zu »Rock'n'Roll und Science Fiction« gibt es unter anderem auf der Internet-Seite des Verlags Dieter von Reeken, den ich für seine sorgsam gemachten Publikationen sowieso nur empfehlen kann:

http://www.dieter-von-reeken.de/#Rock%20n%20Roll