Die Geschichte beginnt im Jahr 1938 in Berlin und endet 1945 in Shanghai. Sie erzählt von der Zeit der Nazi-Diktatur und dem Terror gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland. Und sie ist ein Beispiel dafür, dass ein Comic-Roman mehr über historische Ereignisse erzählen kann als ein Sachbuch. Ich las dieser Tage »Shanghai Dream«, der als schöner Hardcover-Band im Splitter-Verlag erschienen ist – im Original waren es zwei Bände.
Zur Handlung: Bernhard Hersch ist ein begeisterter Filmemacher, seine Frau Illo schreibt Drehbücher. Sie träumen davon, gemeinsam einen Film zu verwirklichen, es gibt auch schon ein Drehbuch. Doch die Reichspogromnacht und die politischen Folgen machen einen Strich durch die Rechnung: Jüdische Bürger wie sie werden entrechtet, das Leben für sie wird zur Hölle. Sie entscheiden sich, ihren Traum zu vergessen und ihr Leben zu retten. Ein mögliches Ziel: die ferne Stadt Shanghai, in der Juden tatsächlich der Aufenthalt gewährt wird …
Dass Juden während des Zweiten Weltkriegs aus Deutschland nach Shanghai fliehen konnten, ist historisch verbürgt. Bekannt ist es den meisten Menschen nicht. Ein Comic, der ein solches Thema aufgreift, ist also zu begrüßen. Vor allem, wenn er es so gut macht wie dieser hier.
Grundlage für alles ist eine Geschichte von Edward Ryan und Yang Xie. Philippe Thirault setzt sie in eine spannende Handlung um. Die Szenen im nationalsozialistischen Berlin sind hart, die Szenen in Shanghai anfangs von Hoffnung geprägt – doch auch dort kommt bald eine Ernüchterung.
Illustriert wird der Comic von Jorge Miguel. Die Zeichnungen sind realitätsnah; die Figuren wirken glaubhaft, die Städte und Wohnungen sehen sauber recherchiert aus. Ob Berlin oder Shanghai, ein Schiff oder ein Lager – alles hat einen historisch klaren Charakter.
»Shanghai Dream« erzählt eine tragische Geschichte, bringt durch den Film immer einen Funken Hoffnung in das Geschehen. Den 112 Seiten starken Comic-Band empfehle ich deshalb gern jenen, die ernsthafte Geschichten und historische Themen schätzen. Auf der Splitter-Seite kann man sich davon anhand einer Leseprobe überzeugen.
1 Kommentar:
Weitere Informationen zu »Shanghai Dream« gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlags, natürlich auch eine kostenlose Leseprobe, die sehr gute Einblicke in den Comic ermöglicht:
https://www.splitter-verlag.de/shanghai-dream.html
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