»Mädchen haben alle Arten von Brüsten«, erzählte der Junge seinen Kumpels. »Sie sind groß, sie sind klein, manche hängen, manche stehen, und manchmal weiß man nicht, wie man sich entscheiden soll.«
Ich horchte auf. Die Jungs waren deutlich größer als ich, eine Bande, wenn man es genau nahm. Drei saßen auf der Parkbank, zwei andere auf dem Rasen. Ich selbst gammelte keine fünf Meter von ihnen entfernt auf dem Zeltplatz herum; dort lehnte ich an einem Baum und las einen Heftroman, in dem unter anderem ein sogenannter Mausbiber eine wichtige Rolle zu spielen hatte.
Die Sonne schien, ein sanfter Wind bewegte die Blätter der Bäume, im Hintergrund rauschte ein Bach. Meinen Eltern wäre es wie eine Idylle vorgekommen, ich fand es ein wenig langweilig. Gut, dass meine Freunde, mit denen ich zum Zelten auf dem Gelände war, einige Science-Fiction-Heftromane dabei hatten. Wobei mich im Augenblick ja eher das Gespräch ablenkte, das in meiner direkten Nähe geführt wurde.
Der eine der Jungs schien sich richtig gut mit Mädchen auszukennen. Er führte das große Wort, die anderen hörten gespannt zu und unterbrachen höchstens mit interessierten Zwischenfragen. Dabei waren sie alle im gleichen Alter, hätte ich geschätzt, 15 oder 16 Jahre etwa.
Einige von ihnen waren mit Mofas an den Zeltplatz angereist, manche hatten schon Haare im Gesicht, wenngleich eher flaumig. Ich fand sie recht erwachsen und fühlte mich in ihrer Nähe noch unsicherer, als ich ohnehin schon war.
»Was muss man denn da entscheiden?«, fragte einer der anderen Jungen. Er hatte fürchterlich viele Pickel im Gesicht, ließ dafür seine Haare schon über die Ohren wachsen und hatte mit Abstand die größte Klappe in dieser Clique.
»Du hast ja gar keine Ahnung!«, tönte der Wortführer und lachte. Die anderen fielen in das Gelächter ein.
Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass der Pickelige in diesem Augenblick rot anlief. Hoffentlich bekam er nicht mit, dass ich alles mitbekam. Das würde ich sonst später zu spüren bekommen.
»Natürlich muss man sich entscheiden, welche Brust man mag«, sagte der Wortführer bestimmt. »Dafür gibt es einen Trick, dann weiß man es.«
Gespannt lauschte ich. Den Heftroman hatte ich bereits sinken lassen. Ich hatte gerade keinen Kopf für Abenteuer zwischen den Sternen, so sehr diese auch locken mochten. Mädchen fand ich noch fremdartiger als Raumschiffe; mit beiden hatte ich keine Erfahrungen gesammelt.
»Man nimmt die Brust«, erläuterte der Wortführer. Die Gruppe der Jungen war still, alle lauschten angespannt. »Dann hebt man sie an und legt einen Bleistift darunter. Wenn man dann die Brust loslässt und der Bleistift hängen bleibt und nicht verrutscht, dann ist es eine gute Brust.«
Ich lauschte verwirrt. Was sollte das jetzt? Ich verstand nicht, was das sollte. An dieser Stelle verließ mich die Vorstellungskraft. Der Linearraum oder so eine Transformkanone waren dagegen handfest und klar verständlich.
»Und … und das funktioniert?«, stotterte einer der anderen Jungen.
»Ja klar!«, rief der Wortführer. »Sonst würde ich es doch nicht erzählen.«
Das Gespräch verlagerte sich auf andere Themen. Die Jungs redeten über Fußball und Mofas, die Schule und ihre Ferien. Ich las meinen Heftroman weiter, das fand ich spannender.
Aber das Beispiel mit dem Bleistift vergaß ich in all den kommenden Jahren und Jahrzehnten nie.
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