10 Mai 2022

Schmutziges Mittelamerika

Die Comic-Serie »XIII« zählte zeitweise zu den absoluten Bestsellern im frankobelgischen Buchhandel, und ich mochte sie stets sehr gern. Mittlerweile habe ich damit angefangen, die schöne Gesamtausgabe zu lesen, in der die Alben in schicken Hardcover-Bänden zusammengefasst werden. Ziemlich viel Action gibt es im dritten Band dieser Gesamtausgabe, den ich zuletzt las und dessen Geschichten zumeist in Mittelamerika spielen.

Die Hauptfigur der Serie ist ein Mann, der sein Gedächtnis verloren hat und seither versucht, im Detail herauszufinden, wer er eigentlich ist und wer ihn ausgerüstet hat. Dabei kommt er nach und nach einer großen Verschwörung auf die Spur, in die höchste Kreise der USA verwickelt sind. Zu seinen wenigen Verbündeten gehören ein alter General und eine attraktive junge Offizierin.

Jean von Hamme schrieb die Texte für die vier Abenteuer dieses Bandes in den neunziger Jahren; das war sicher die Zeit, in der die Serie auf einem Höhepunkt ihres Erfolgs war. Warum er sich dazu entschied, seinen Helden in die revolutionären Wirren in Mittelamerika abtauchen zu lassen, ist nicht ganz klar: Sie erweitern auf jeden Fall das Serienuniversum um einige neue Aspekte.

Der Held war als »Cascador« offenbar vor Jahren an einer revolutionären Bewegung beteiligt und soll nun wieder eine solche Rolle spielen. Wie es sich für ein Szenario dieser Art gehört, gibt es Verrat und Misstrauen, Schießereien und Gefängnisse, Liebe und Hass – ein paar Klischees dürfen da natürlich nicht fehlen, und das grundlegende Misstrauen gegenüber der amerikanischen Außenpolitik gehört einfach dazu.

An den Bildern, die William Vance in den 90er-Jahren beisteuerte, gibt es meiner Ansicht nichts auszusetzen. Der Mann konnte offenbar alles zeichnen und malen: Landschaft und Gesichter, Action und ruhige Szenen, Sumpf und Dschungel, das Innere einer heruntergekommenen Bar oder die Glitzerfassade moderner Bürotürme. Das ist alles klasse gemacht.

Der redaktionelle Anhang gibt einige Ergänzungen, ist aber eher dünn geraten. Das macht aber nicht so viel aus, in diesem Fall sind die Geschichten das Entscheidende. »XIII« ist als Serie nach wie vor sehr gut zu lesen, und eine USA mit all diesen Intrigen in den höchsten Rängen kann man sich in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts noch besser vorzustellen als in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts …

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zum dritten Teil der XIII-Gesamtausgabe sowie eine Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Carlsen-Verlags. Hier:
https://www.carlsen.de/hardcover/xiii-gesamtausgabe-3/978-3-551-72845-6