Ich kam aus dem Gebäude, in dem ich trainiert hatte, nahm die Maske vom Gesicht und verstaute sie in der Tasche. Die frische Luft tat mir gut. Es war unangenehmes Wetter an diesem Montagabend, kühl und feucht, nicht unbedingt typisch für den Februar, sich eher wie ein Abend im November anfühlend.
Zwei junge Leute spazierten an mir vorbei, Hand in Hand und sichtlich in bester Stimmung. Die junge Frau trug einen rosaroten Luftballon in Herzform, der munter über ihren Köpfen wippte. Beiden schien die feuchte Stimmung nichts auszumachen.
Klar!, fiel mir in diesem Augenblick ein. Es ist ja Valentinstag! Ich selbst konnte mit diesem künstlichen Feiertag nichts anfangen, die beiden vor mir umso mehr. Ich gönnte ihnen das Glück und ging zu meinem Fahrrad.
Da hörte ich das Trommeln und Pfeifen. Ganz in meiner Nähe waren viele Menschen unterwegs. Ich hörte auch, dass einige gemeinsam eine Parole riefen, verstand aber kein Wort. Dann sah ich das Blaulicht eines Polizeifahrzeugs, das langsam durch die Fußgängerzone rollte, und ich wusste, was los war.
Montagabend, »Querdenker«-Spaziergang. Wieder waren einige hundert Leute unterwegs, um gegen eine mögliche Impfpflicht zu protestieren oder sich als Freiheitskämpfer gegen eine finstere Diktatur zu fühlen. Polizisten auf Motorrädern oder zu Fuß sicherten den Zug; sie regelten den Verkehr und hielten Abstand. Nach der Diktatur, in der sich die Demonstranten fühlten, sah das wirklich nicht aus.
Ich sah mir den Zug eine Weile an, dann trat ich meinen Heimweg an. An der Kreuzung am Mühlburger Tor musste ich an der roten Ampel anhalten. Es nieselte leicht, ich fand das Wetter unangenehm und klappte die Kapuze auf den Kopf. Ein Luftballon rollte über die Straße, nicht in Herzform, aber immerhin in Rosa.
Mit einem leichten Lächeln sah ich dem Luftballon nach. Dann schaltete die Ampel auf grün, ein Strom von Autos rollte über die Straße. Eines von ihnen erwischte den Luftballon. Mit einem dumpfen Knall zerplatzte der Ballon, seine Überreste wurden vom Fahrtwind verstreut.
Das passt irgendwie zu diesem trüben Valentinstag und seinen Demonstranten, dachte ich mit aufkeimender schlechter Laune. Es wurde Zeit, dass ich ins Warme und Trockene kam.
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