»Besorgt euch eure Bücher in der örtlichen Buchhandlung«, sagen alle klugen Leute. »Unterstützt den lokalen Buchhandel.« Das finde ich eigentlich gut, ich fand auch die Argumentation mit »think global, act local« immer sehr nachvollziehbar. Also bestellte ich mir den Roman »Auf die sanfte Tour« von Castle Freeman per Mail in einer der hochgelobten literarischen Buchhandlungen in Karlsruhe.
Bei meiner Bestellung gab ich die ISBN des Titels an und schrieb dazu, dass ich die Hardcover-Ausgabe aus dem Hause Nagel & Kimche haben wollte. Als ich einige Tage später bei der Buchhandlung vorbeifuhr, ließ ich mich durch unser Gelaber davon ablenken, die Bücher genau zu kontrollieren; ich hatte einige Titel bestellt. Erst daheim merkte ich, dass ich die falsche Ausgabe erhalten hatte: das Taschenbuch, das bei dtv erschienen war.
Ich ärgerte mich mehr darüber, dass ich es nicht bemerkt hatte, als über die Buchhandlung, in der man offensichtlich keine ISBN lesen konnte. Trotzdem schrieb ich eine Mail an die Buchhandlung und wies auf den Fehler hin. Ich erhielt keine Reaktion – so richtig gar keine. Nicht einmal ein »Dankeschön für Ihren Hinweis« oder ein »Sorry, soll nicht wieder vorkommen«.
In der Folge nahm ich mir vor, den nächsten Band von Castle Freeman bei einem Online-Versandhändler zu bestellen. Das machte ich auch. Und es funktionierte tadellos. Die Moral von der Geschicht‘ denke sich jede/r selbst.
Ach so, und der Roman selbst? »Auf die sanfte Tour« erzählt von einem reichen Russen, der sich in der ländlichen Provinz niederlässt und der natürlich etwas dagegen hat, dass sich die Einheimischen in seine Angelegenheiten einmischen. Wenn also irgendwelche örtlichen Verbrecher einen Safe aus einem Landsitz stehlen, wird es auch für den örtlichen Sheriff unangenehm.
Wie immer bei Castle Freeman sind die Dialoge sensationell gut: trocken und witzig, die Handlung vorantreibend und trotzdem immer mit einem ironischen Unterton. Beschreibungen beschränken sich auf das Nötigste, die Figuren handeln alle glaubhaft.
»Auf die sanfte Tour« ist ein typischer Roman des Autors, und wer Freeman kennt, wird dieses Buch lieben.
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