09 Februar 2022

Ein deutscher SF-Klassiker mit Höhen und Tiefen

Als wir beim Umzug unserer Redaktion die Archivräume leeren mussten, fischte ich mir einige Taschenbücher aus den Regalen, die ich noch nicht kannte und unbedingt selbst einmal lesen wollte. Eines davon war »Das Schiff des Mutanten« von William Voltz – und Voltz war der Autor, der mich in meiner Zeit als »normaler« PERRY RHODAN-Leser am meisten gepackt hatte.

Der Roman wurde ursprünglich im Jahr 1967 als Heftroman veröffentlicht, damals in der »Terra«-Reihe; es folgten mehrere Nachdrucke. Die Version, die ich nun las, war 1987 unter dem Reihentitel »Science Fiction Klassiker« als Taschenbuch bei Moewig herausgekommen. Man kann davon ausgehen, dass Voltz für diese Version den Originaltext aus den 60er-Jahren genommen und erweitert hatte – das merkt man teilweise sogar beim Inhalt.

Der Autor zeigt ein Universum, in dem sich dystopische Elemente häufen: Zwar haben die Menschen längst die Möglichkeit entdeckt, durch das All zu reisen und fremde Welten anzusteuern. Aber sie sind nicht in der Lage, auf diesen Welten zu überleben, und wer zu lang im All unterwegs ist, wird wahnsinnig. Also bleiben die Menschen auf der Erde, die langsam an der Überbevölkerung zu ersticken droht, und müssen durch Nahrungsmittel ernährt werden, die man auf fremden Welten gewinnt.

Die Schiffe wiederum werden von Besatzungen gesteuert, die teilweise in den Dienst gezwungen werden. Kontrolliert werden sie von Mutanten, die als einzige in der Lage sind, im All zu überleben und die anderen Menschen an Bord zu schützen. Weltraumfahrt ist in diesem Universum also alles andere als angenehm, sondern ein unaufhörliches Drama, ein Kampf um Leben und Tod, um Wahnsinn und Gewalt.

Vor allem die Szenen innerhalb des Raumschiffes lesen sich düster und zeitweise echt grausig. In diesen Szenen zeigte der damals noch junge Voltz sein Talent, glaubwürdige Figuren in spannenden Situationen zu zeichnen. Das lässt sich nach wie vor sehr gut lesen, das ist immer noch packende Science Fiction.

Beim Prolog fragt man sich als Leser nicht nur einmal, ob dieser wirklich nötig ist – er liest sich so, als habe ihn der Autor für die Taschenbuchausgabe einfach davor gesetzt, damit das Werk auf die gewünschte Länge kam. Auch zwischendrin gibt es immer wieder Szenen, die so wirken, als habe man sie »irgendwie« ergänzt und vor allem nicht vernünftig lektoriert.

Trotz aller Schwächen handelt es sich bei »Das Schiff des Mutanten« um einen lesenswerten Science-Fiction-Klassiker aus dem deutschsprachigen Raum. Den Roman gibt es derzeit nur als E-Book zu kaufen; hier wäre eine schöne Neuveröffentlichung wünschenswert.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Einen sehr guten Abriss über William Voltz und seine »Wirkung« auf die PERRY RHODAN-Serie liefert die Perrypedia. Hier:
https://www.perrypedia.de/wiki/William_Voltz

»Das Schiff des Mutanten« kann man derzeit nur antiquarisch kaufen, wer das Werk gedruckt haben möchte, oder eben als E-Book bei den bekannten Händlern. Ich empfehle den hier:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783945620427/das-schiff-des-mutanten-von-william-voltz-e-book-epub