Ein Raumschiff treibt auf einen Planeten zu, es ist führungslos, und die Künstliche Intelligenz an Bord schein durchzudrehen. Von den gut tausend Passagieren an Bord, die in Schlafkapseln liegen, wurden einige auf bestialische Weise umgebracht. Es muss sich also ein Mörder an Bord befinden – aber das kann ja eigentlich nicht sein …
Das ist der Ausgangspunkt für den aktuellen Roman des Schriftstellers Tade Thompson. Das Werk trägt den schönen Titel »Fern vom Licht des Himmels« und machte es mir am Anfang nicht leicht. Der Autor schreibt im Präsens, und ich benötigte einige Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Nach dieser – für mich – etwas zähen Phase zum Einstieg kam ich mit der Geschichte aber sehr gut klar und fand den Roman von Seite zu Seite spannender.
Besonders gefiel mir die sehr glaubhafte Schilderung der Lage an Bord des Raumschiffs. Der Aufenthalt im Weltraum ist gefährlich, man ist nur durch eine dünne Schicht vom Vakuum getrennt, und diese Situation stellt der Autor sehr glaubhaft dar. Die Raumfahrer haben allerlei Probleme, nicht nur, weil offensichtlich ein Mörder an Bord ist, sondern auch deshalb, weil sich das Raumschiff langsam in seine Einzelteile auflöst. Das schildert Thompson mitreißend und wirklichkeitsnah, die Darstellung ist dabei stets intensiv.
Der technische und politische Hintergrund seines Universums bleibt vage, was mich in diesem Fall nicht störte. Offensichtlich gibt es Wurmlöcher, durch die sich die Raumschiffe durchs All bewegen, dazwischen gibt es Stationen, die den Kontakt herstellen, und man hat auf diese Weise schon eine Reihe von Kolonien errichtet.
Irdische Sitten und Gebräuche wurden ebenso ins All gebracht wie viele Sprachen. So wird die Station, die ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Roman spielt, nach der nigerianischen Metropole Lagos benannt, und Yoruba ist in diesem Universum offensichtlich eine wichtige Sprache. (In Mitteleuropa ist sie so gut wie nicht bekannt. In Westafrika wird sie derzeit von mehr als 30 Millionen Menschen in mehreren Ländern benutzt, nicht nur in Nigeria.)
Die meisten dieser Themen spielen nur als Hintergrund eine Rolle. Man muss nicht wissen, wie das politische System funktioniert oder welchen Antrieb die Raumschiffe benutzen; es spielt keine Rolle. Der Autor konzentriert sich auf seine Figuren und ihre Probleme; er beleuchtet die Lage im langsam zerbrechenden Raumschiff, wobei er ebenso die Lagos-Station oder den Kolonialplaneten betrachtet.
Tade Thompson weiß, wovon er schreibt, seine Erzählweise ist sehr personal und direkt. Das zieht einen in die Handlung hinein und sorgt dafür, dass man seinem Roman gern folgt. Wer glaubhafte und technisch orientierte Science Fiction mag, in der Menschen dennoch zentrale Rollen einnehmen, sollte diesen Roman antesten. (Am Ende wird es übrigens ein wenig mystisch. Eine Spur afrikanischer Mythen mengt sich in die Handlung, was aber gut passt.)
Der Roman lohnt sich, und Tade Thompson ist ein Autor, den man sich offensichtlich merken muss. (Er hat schon mehrere Romane veröffentlicht und wurde mit Preisen ausgezeichnet.) Lohnenswert!
Der Roman ist als Trade Paperback mit Klappenumschlag im Golkonda-Verlag erschienen. Wer mehr über den Autor und das Buch wissen möchte, gehe auf die Internet-Seite des Verlags. Dort findet sich nicht nur eine Leseprobe, sondern ebenso ein kleiner Film.
(Diese Rezension hier erschien kurz vor Weihnachten auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. Hier in leicht gekürzter Form zur Dokumentation wiederholt)
1 Kommentar:
Der Golkonda-Verlag gibt auf seiner Internet-Seite den einen oder anderen ergänzenden Hinweis zu »Fern vom Licht des Himmels«, auch eine Leseprobe und ein Filmchen.
Hier:
https://golkonda-verlag.com/buecher/tade-thompson-fern-vom-licht-des-himmels/
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