Irgendwann war es ein Geheimtipp: Man müsse auf die Schwäbische Alb fahren. Dort gebe es in der kleinen Stadt Metzingen einen Fabrikverkauf von Hugo Boss, und dort könnte man billige Anzüge mit leichten Fehlern kaufen. Der Tipp wurde einem Schwaben wie mir natürlich zugespielt, aber ich ging lange Zeit nicht darauf ein.
Irgendwann war es doch so weit: Ich brauchte für die Arbeit einen neuen Anzug, vor allem wegen der Buchmessen und wichtigen Terminen, wo es sich empfahl, mit Anzug und Krawatte zu erscheinen. Lederjacke und zerrissene Hosen galten in »Business-Kreisen« nicht als schick – das könnte sich mittlerweile geändert haben –, und so hatte ich mich anzupassen.
Und weil ich die Beratung in einem Geschäft für Herrenmode in Karlsruhe unfassbar schnöselig und schlecht fand, fuhren wir nach Metzingen. Es war der Sommer 2002. Ich parkte am Rand einer Wiese, es standen einige eher schäbig wirkende Fabrik- oder Lagergebäude herum, und die Bauten sahen im Innern eher schlicht aus: irrsinnige Mengen von Klamotten an der Stange, ein heilloses Durcheinander, keinen Hauch einer Beratung, eine zu geringe Zahl an Umkleidekabinen.
Dass das alles gut zwanzig Jahre alt ist und sich seither viel verändert hat, bemerkten wir vor einigen Wochen. Wir fuhren, weil es sich ergab, mal wieder nach Metzingen, ausgestattet mit einem klaren Konzept: schnell in den Laden rein, schnell einkaufen, zahlen und entfleuchen. Mir ging es um neue Hemden und Schuhe, eine neue Pfanne für die Küche brauchten wir ebenfalls.
Von dem, was ich antraf, war ich verblüfft. Am Rand von Metzingen hatte sich tatsächlich eine Outlet City entwickelt, ein Viertel, das nur fürs Einkaufen gedacht war. Die Geschäfte gruppierten sich um Plätze und entlang von Straßen; man konnte das Auto im Parkhaus abstellen, und sogar für das leibliche Wohl wurde in vernünftiger Weise gesorgt. Was fehlte, war noch eine ordentliche Buchhandlung, aber man kann ja nicht alles haben.
Keine Ahnung, wann ich das nächste Mal nach Metzingen fahre. Ich bin sicher, dass es nicht noch einmal zwanzig Jahre sein werden. So effizient habe ich selten Klamotten gekauft …
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