10 November 2022

Ein Meisterwerk von 1981

Dieser Tage hörte ich mir wieder einmal eine Langspielplatte an, die ich mir 1981 oder 1982 gekauft hatte: »My Life in the Bush of Ghosts« von Brian Eno und David Byrne. Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte lag sie sicher einige hundert Mal auf meinem Plattenteller, ist aber immer noch gut im Schuss und knistert nur leicht. Und ich finde sie nach wie vor richtig klasse.

Dabei fällt es mir heute schwerer als damals, anderen Leuten zu vermitteln warum ich die Platte so gut finde. Sie ist weit entfernt von der Musik, die ich sonst höre, sie ist rhythmischer und weniger melodisch. Aber sie hat eindeutig ihre Reize – und ich glaube, es liegt daran, dass sie überrascht.

Die beiden Musiker waren zu jener Zeit schon bekannte Pop-Stars, der eine durch die Talking Heads, der andere durch Roxy Music. Bei manchen Stücken dieser Platte kann man die Talking Heads auch heraushören. Alle Stücke bestehen aus einer durchaus komplexen Musik, die weit entfernt von »normalem« Pop ist, die häufig afrikanisch oder asiatisch klingt, und allerlei Samplings.

Geräusche werden in die Stücke gemischt, Gespräche und arabisch klingender Gesang. Ein Prediger schimpft und hetzt, Computer zirpen, Schlagzeuger trommeln hektische Rhythmen, über allem schwebt etwas, das man heute als »multikulturell« bezeichnen könnte. Und ich bin sicher, dass die Platte heute durchaus wegen »kultureller Aneignung« kritisch betrachtet würde.

Als ich sie anfangs der 80er-Jahre erstmals hörte, weitete sie meinen Blick auf die Musik. Vorher kannte ich beispielsweise keine arabischen Klänge, so etwas lief nun mal nicht im Radio. Ob man das Album nun als Weltmusik bezeichnen kann oder nicht, kann ich nicht sagen – es ist mir tatsächlich egal.

»My Life in the Bush of Ghosts« hat mich damals begeistert und fasziniert. Und wenn ich mir die Platte heute anhöre, ist sie immer noch interessant und verblüffend. Ich bin sicher, sie in den kommenden Jahren noch oft zu hören. So eine Vinylscheibe hält nun mal doch lang …

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

»My Life in the Bush of Ghosts« ist als Vinylscheibe natürlich toller – aber wer mal reinhören möchte, kann sich an diesem YouTube-Link orientieren:

https://www.youtube.com/watch?v=w7AvEVUsMnk&t=157s