Ich kaufte mir »Deutsch fürs Leben« und später »Deutsch für Profis« von Wolf Schneider, und ich las auch eines seiner Handbücher für Journalisten, das mir einer der erfahrenen Zeitungsredakteure auslieh. Und es eröffnete sich eine neue Welt für mich: Viele Dinge, die ich vorher intuitiv richtig oder falsch gemacht hatte, bekam ich nun klarer vermittelt.
Schneider schärfte meinen Sinn für unnötige Wörter und gespreizte Formulierungen; von ihm übernahm ich die Abneigung gegen Bürokratendeutsch und Wörter wie »durchführen« und »Maßnahmen«, die Politiker gern benutzen, um die Wahrheiten zu verschleiern, die aber Autoren und Übersetzer meiden sollten. Ich lernte viel aus seinen Büchern, las immer wieder darin und empfahl sie gern weiter.
Zuletzt fiel er durch sehr konservative Positionen zur deutschen Sprache auf. Ich nahm sie ihm nicht übel: Wer über neunzig Jahre alt ist, von dem erwarte ich nicht, dass er jede sprachliche Neuerung mit Begeisterung aufgreift.
In der Nacht auf den heutigen Freitag ist er gestorben, wie aus Medienberichten bekannt wurde. Wolf Schneider wurde 97 Jahre alt. Ich werde seine Sachbücher in Ehren halten – auch wenn sie in manchen Punkten nicht mehr »up to date« sind.
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