08 Juli 2020

Macho trifft auf Feministin

Ich lese die Spenser-Krimis des amerikanischen Schriftstellers Robert B. Parker sehr gern; darüber habe ich schon gelegentlich geschrieben. Ich schmökere sie nicht in einer bestimmten Reihenfolge durch, weil jeder Roman für sich steht, und komme eher unregelmäßig zur Lektüre. Zuerst nahm ich mir »Bodyguard für Rachel Wallace« vor, der in den USA erstmals 1980 veröffentlicht wurde und seit 2015 in einem schönen Taschenbuch im Pendragon-Verlag erhältlich ist.

Die Handlung ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Man erfährt viel über die Figur des Privatdetektivs (er war offenbar im Korea-Krieg als Soldat dabei, ist zur Handlungszeit also kein junger Mann mehr – das passt natürlich nicht zu den späteren Spenser-Romanen, die komplett ohne zeitliche Verortung zu lesen sind), und man bekommt einen klaren Blick in die Moral des Detektivs.

Spenser ist kein »Linker«, sondern ein konservativer Mann, der aber liberal im positiven Sinn ist. Er verhält sich wie ein Macho, viele seiner Ansichten sind auch im Jahr 1980 nicht gerade modern – und wären es heute erst recht nicht –, und doch nimmt er den Auftrag an, als Leibwächter für Rachel Wallace zu arbeiten. Sie ist eine feministische Schriftstellerin und auch noch lesbisch, wird von allerlei Gegnern bedroht und benötigt Schutz.

Natürlich geht das schief, weil Spenser seine freche Klappe nicht halten kann. Wallace feuert ihn, man trennt sich schnell und knallig. Kurze Zeit später wird die Feministin aber entführt, mutmaßlich von Rechtsradikalen. Spenser fühlt sich persönlich angegriffen und beginnt einen Ein-Mann-Feldzug, um Wallace zu befreien.

Der Krimi ist knallig erzählt. Es gibt Schlägereien und Schießereien, Spenser setzt sich über allerlei Gesetze hinweg, und zwischendurch führt er politische Diskussionen mit seiner Freundin, einer Intellektuellen.

Dabei macht er immer wieder seine moralische Weltsicht klar: Es ist ihm völlig egal, welche Ansichten Rachel Wallace hat – wenn sie Frauen liebt und für Frauenrechte ist, hat ihr das niemand streitig zu machen. Also hilft er ihr. Ganz altmodisch, ganz konservativ, ganz klar.

Und so wird ein packender Krimi, in dem ein Held voller »Machismen« sich durchsetzen muss, zu einer Auseinandersetzung um moralische Fragen. Robert B. Parker war ein Autor, der spannende Geschichten schreiben konnte wie sonst kaum ein anderer. Man vergisst immer wieder, dass er seine Figur auch politisch-gesellschaftlich platzierte – ohne sich um irgendwelches Rechts-Links-Gedöns zu kümmern.

Großartig!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer sich ein wenig in den Roman einlesen möchte, findet auf der Produktseite des Pendragon-Verlages eine Leseprobe. Hier:

http://www.pendragon.de/book/bodyguard-fur-rachel-wallace/