In den Anfängen der Fantasy-Literatur herrschten Geschichten vor, in denen von tapferen Kriegern erzählt wurde, die sich in einer Welt voller Gefahren mit ihrem Schwert durchsetzen müssen. In dieser Tradition bewegt sich »Im Zeichen der Blutkrone«, verfasst von Andreas Groß: eine Sammlung von Erzählungen, die insgesamt aber einen Roman ergeben. Die Schublade der Sword & Sorcery ist hier absolut zutreffend.
Es handelt sich dabei um einen Roman – bleiben wir bei diesem Begriff –, der auf der Welt Magira spielt. Auf dieser Welt, die von realen Menschen in unserem Universum »simuliert« wird, entwickeln sich Völker, toben Kriege, gibt es Völkerwanderungen und Invasionen. Die Konflikte werden mit Schwert und Magie ausgetragen, und ein Ewiges Spiel sorgt dafür, dass auf Magira ein unaufhörlicher Reigen von Kriegen herrscht.
Klingt kompliziert, ist auch ein wenig kompliziert. Für die Lektüre des Romans ist das allerdings unerheblich. Den kann man nämlich lesen, ohne auch nur ansatzweise etwas von Magira zu wissen. Wer die Hintergründe für manches Volk kennt, ist natürlich schneller im Thema drin.
Für alle anderen gilt: Magramor ist eine uralte Stadt, bewohnt von zahlreichen Menschen. Nach vielen Kriegen wird die Stadt von den W’Ing’Tiu übernommen, die man auch als Nachtschatten bezeichnet. Sie sind blutrünstig und gefährlich, doch nach einiger Zeit erweisen sie sich als Schirmherren für die Bewohner Magramors. Es gibt interne Konflikte, ein menschlicher Ritter aus dem fernen Clanthon schließt sich den Nachtschatten an, und am Ende droht ein neuer Krieg, sie aus Magramor zu vertreiben ...
In seinem Roman erzählt Andreas Groß vom Aufstieg und Fall eines Reiches. Dabei geht es durchaus blutig zu. Er schildert viele brutale Kämpfe, ohne allerdings zu sehr in die Details zu gehen. Es gibt sogar eine Liebesgeschichte zwischen zwei sehr unterschiedlichen Wesen.
Sein Roman steht in der klassischen Tradition von Conan oder Kane, um zwei der populärsten Helden dieser Art von Fantasy zu nennen. Und Sword & Sorcery beherrscht der Autor, da kann man nicht meckern.
Ich hätte an der einen oder anderen Stelle noch mal ein wenig redigiert; allerdings hielten sich die früheren Fantasy-Autoren ja nicht gerade an eine saubere Erzählperspektive. Der Autor orientiert sich auch in solchen Fragen an den klassischen Vorbildern.
Alles in allem fand ich »Im Zeichen der Blutkrone« sehr unterhaltsam. Ich las den Roman in Episoden, was sich bei der Struktur der einzelnen Erzählungen gut anbot. Dabei langweilte ich mich nie – allerdings kenne ich einige der Hintergründe von Magramor und seinem Umfeld aus meiner langjährigen Verbundenheit mit der Fantasy-Welt Magira. Ich bin also sicher parteiisch.
Trotzdem: Wer viele Romane der aktuellen Fantasy zu lahm findet und den »alten Stil« mag, sollte Andreas Groß und seinen Roman antesten. Das könnte genau der Stoff sein, der vermisst wird ...
(Erschienen ist das Werk bei Emmerich Books. Es ist als Paperback und als E-Book erschienen. Ich habe das Paperback gelesen, das professionell gebunden und ausgestattet war – wie man das von einem vernünftigen »Kleinverlag« auch erwartet. Weitere Informationen auf der Internet-Seite des Verlages.)
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