14 Juli 2020

Alte Männer und die SF

Während der heißen Phase der Corona-Pandemie herrschte bei uns im Verlag ein Besuchsverbot, heute kam wieder einmal ein alter Freund vorbei. Hermann Ritter und ich kennen uns seit den frühesten 80er-Jahren. Wir produzierten gemeinsam Fanzines, wir veranstalteten Cons, wir gewannen sogar einmal einen Sängerpreis – eine sehr lange Geschichte –, wir machten einen Reader zum Thema »Wie faschistisch ist die Fantasy?«, und … ich könnte noch sehr viel mehr aufzählen.

Wir hatten allerlei Dinge zu besprechen, die sich mit meiner Arbeit in diesem Verlag beschäftigen, aber wir plauderten auch über Science Fiction und Fantasy. Wie es sich bei solchen Treffen gehört, warfen wir uns Begriffe an den Kopf, die keinem normalen Menschen etwas sagen dürften. Von Poul Anderson kamen wir zu E. E. Doc Smith, vom »Raumschiff Monitor« zu den »Terranauten«, von »Vampir«-Taschenbüchern zur Taschenbuchreihe TERRA FANTASY, von »Fantastrips« zu »Shazam« oder »Sagittarius« und so weiter.

Einem Außenstehenden hätte womöglich nach zwei Minuten der Kopf geraucht, und nach weiteren zwei Minuten hätte er uns kopfschüttelnd verlassen. Ich fand es großartig: Wir tauchten ein wenig in die 80er-Jahre ein, sprachen über alte Freunde und Bekannte, über die Menschen auf unserem Weg, die viel zu früh gestorben sind, und die Zukunft eines Genres, das sich immer stärker in Fernsehserien und Kinofilmen widerspiegelt.

Ab und zu brauche ich solche »Alte-Männer«-Gespräche über Science Fiction und Fantasy, die nicht direkt mit meiner Arbeit zu tun haben, aber natürlich trotzdem mit ihr in einer mehr oder weniger engen Beziehung stehen. (Vielleicht hätte ich doch einen vernünftigen Beruf ergreifen sollen, der nichts mit meinen privaten Interessen zu tun hat.)

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