06 Dezember 2019

Experimentelle Lyrik

Ich war 17 Jahre alt, und ich glaubte, ein guter Autor zu sein. Im Sommer 1981 ging ich wieder auf die Schule, nachdem ich ein Jahr mit einer angefangenen Lehre verschwendet hatte. Ich gewann neue Freunde, und ich interessierte mich für literarische Experimente.

Eines davon war, mit Wörtern fleißig zu assoziieren. Ich wollte »assoziative Gedichte« schreiben, ich versuchte mich an »Cut-Up-Texten« oder dem, was ich dafür hielt. In meinem Zimmer unter dem Dach meines Elternhauses in unserem Schwarzwalddorf brütete ich Dinge aus, die ich heute nicht mehr verstehe.

Ein Text, der sich mit der »assoziativen Lyrik« beschäftigte, ist erhalten geblieben. Ich tippte »Asso I« am 25. September 1981 ab – man kann davon ausgehen, dass ihm weitere folgen sollten. Vielleicht folgten ihm auch weitere Texte, die aber nicht erhalten sind.

Sicher könnte man über diese Zeilen eifrig Psychoanalyse betreiben – muss man aber nicht. Mit dem Abstand einiger Jahrzehnte finde ich sie immerhin interessant und sogar spannend.

Asso I 

Hunde bellen hinter Höfen
Verkümmertes Land
Zigarettenasche in meinem Hirn
Hohlkörper Wasser im Sonnenlicht

Mädchen aus Rein-Gar-Nichts
Und diffuse Gestalten am Morgen
Paranoia 21
Zottige Gestalten über schwarzen Klippen

Pervertierte, Ausgestoßene im Ungewissen,
Einsame im Dunkeln.
Phallusketten,
zerfetzt und niedergewalzt.

Schönes Herz
Wild pulsierende Wärme,
krachende Kälte
Knochenbrecher
mattglitzernd und todbringend
Zurück ins Nirgendwo
Farbenfroher Vorhang.

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