Eigentlich wollte ich nur mein Rad vor dem Winter zum Service bringen. Noch einmal alle Schrauben nachziehen, noch einmal die beweglichen Teile prüfen und gegebenenfalls die Kette erneuern. Das nahm ich mir jedes Jahr vor, es klappte nur nicht immer.
Als ich vor dem Gebäude ankam, in dessen Erdgeschoss sich die Werkstatt befand, war ich völlig verblüfft. Wo früher ein Mann mittleren Alters arbeitete, hatte man neuerdings eine kleine Café-Bar eröffnet. Der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee hing in der Luft, einige Leute saßen an winzigen Tischen, und hinter dem Tresen stand eine junge Frau in schwarzer Kleidung. Verwundert trat ich zu ihr und fragte, wo denn der Fahrradladen sei.
Sie zeigte mir den Weg: aus dem Café hinaus, zur Hälfte um das Gebäude herum, dann eine Treppe hinunter. »Eine Treppe?«, fragte ich nach, und sie nickte nur. Ich bedankte mich und ging. Mein Fahrrad ließ ich offenbar zurück.
Ich nahm die Treppe nach unten, traf dort in einem weiteren Raum ein. Er war leer, nur ein Mann in grauem Kittel stand darin und schien auf mich zu warten. Er wies nach hinten. »Da lang«, sagte er lakonisch.
Ich erkannte ein Loch in der Wand, das so aussah, als habe man sich mit einem Vorschlaghammer den Weg freigehauen. »Wie in der alten ›Steffi‹ im Konzertraum«, sagte ich zu dem Mann, der mich nur ausdruckslos betrachtete.
Nachdem ich das Loch hinter mich gelassen hatte, stand ich in einem offenen Flur. Nach oben führte eine Rolltreppe, die mit Müll übersät war; auf jeder Stufe lagen leere Tetrapacks und Bierdosen, Orangenschalen und zerfetzte Plastiktüten. Von unten wurde unaufhörlich weiterer Müll auf die Rolltreppe gespuckt, wie mir schien, und oben türmte sich der Müll zu einem immer größer werdenden Haufen.
Ich ignorierte den Dreck, so weit es mir möglich war, und schob ihn ein wenig zur Seite. Dann stand ich auf der Rolltreppe und ließ mich nach oben tragen. Es wurde heller, je höher ich kam.
Und dann wachte ich auf. Ohne Fahrrad.
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