Aktuelle Romane, in denen eine Künstliche Intelligenz thematisiert wird, gibt es häufig. Meist sind sie negativ angelegt: Die Autorinnen und Autoren warnen davor, welche Macht ein solcher »Superrechner« einnehmen könnte und was es für die bürgerlichen Rechte bedeutet, wenn immer mehr Kompetenzen an Computer abgegeben werden. Die Autorin Theresa Hannig schlägt einen ganz anderen Weg ein: Ihr Science-Fiction-Roman »Pantopia« spielt in einer nahen Zukunft und entwickelt tatsächlich eine Utopie, wagt also einen positiven Blick in die kommenden Jahrzehnte.
Das macht die Autorin gleich zu Beginn klar. Der Roman beginnt mit einem Prolog, der zugleich ein Monolog ist, gesprochen von Einbug – das ist der Name der Künstlichen Intelligenz, deren Entstehung und Entwicklung der Kern des Romans ist. Wobei diese Entwicklung nicht als geplant dargestellt wird …
Zwei Programmierer aus Deutschland bekommen die Chance ihres Lebens, als sie gemeinsam mit der Arbeit an einer umfangreichen Software beginnen. Diese soll eigentlich dazu da sein, an der Börse möglichst schnell und einfach – und vor allem selbständig! – Geld zu verdienen. Damit das Programm das gewünschte Ziel erreichen kann, muss es in der Lage sein, sich nicht nur in allerlei Sozialen Netzwerken umzuschauen, sondern auch verstehen, wie Menschen handeln und sich verhalten.
Dabei entsteht offensichtlich ein Fehler, ein »Bug« also, und von diesem leitet das immer selbständiger vorgehende Programm seinen Namen ab: Es nennt sich Einbug.
Was in der Zusammenfassung vielleicht arg schlicht klingt, wird von der Autorin sehr klar und nachvollziehbar geschildert. Sie zeigt die Entwicklungsprozesse der Künstlichen Intelligenz, wobei sie teilweise ganz schön ins Detail geht. Da sie aber meist so erzählt, dass ich als Leser an den Gedanken und Taten der zwei Hauptfiguren teilnehmen kann, bleibt das alles stets verständlich. Man erkennt, warum sich Einbug so verhält und warum aus einem anfangs harmlosen Computerprogramm irgendwann einmal eine Agenda zur Rettung der Welt entsteht.
Da verlässt die Autorin den Bereich der »Gegenwartsliteratur« und steigt in die Utopie ein. Ein Staat wird gegründet, Pantopia entsteht, und irgendwann reagieren die Behörden der Welt darauf. Es entwickeln sich Konflikte, Menschen kommen ins Gefängnis, es gibt sogar Tote. Aber den Kurs in Richtung Utopie behält die Autorin bei …
Theresa Hannig wollte offensichtlich zeigen, dass eine bessere Welt möglich ist, und sei das nur innerhalb eines Romans. Den Weg dahin schildert sie durchaus faszinierend, auch wenn mir persönlich der Anfang ein wenig zäh vorkam. Der Roman entfaltet seine Wirkung aber, je länger man in die Welt des kommenden Pantopia eintaucht.
Mit »Pantopia« ist Theresa Hannig ein Science-Fiction-Werk gelungen, das im Jahr 2022 – das ja von so vielen Krisen gezeichnet war – geradezu leuchtet. Sicher ist es eines der besten Science-Fiction-Titel, der in diesem Jahr veröffentlicht worden ist, sicher einer, der »über den Tag hinaus« wirken kann.
Eine lohnenswerte Lektüre für alle, die den Glauben an eine bessere Zukunft noch nicht völlig aufgegeben haben!
(Erschienen ist diese Rezension auch bereits auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. Hier teile ich sie der Vollständigkeit halber.)
1 Kommentar:
Weitere Informationen ze »Pantopia«, aumch eine Leseprobe, gibt es auf der Internet-Seite des Fischer-Verlages. Hier:
https://www.fischerverlage.de/buch/theresa-hannig-pantopia-9783596706402
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