Dass ich gern in alten Fanzines stöbere, habe ich schon oft geschrieben. Zum Schmunzeln wurde ich durch eine Seite des Fanzines »Ecrasez L'Infame« angeregt. Das im Umdruckverfahren hergestellte Fanzine wurde von Franz Rottensteiner herausgegeben und erschien im Jahr 1963 – also vor meiner Geburt.
Auf der Seite 18, die der Autor unter den Gesamttitel »Buntes Allerlei« stellte, schrieb er von seinen neuen Plänen: »Dem deutschen Fansom steht eine neue Gefahr bevor«. Ab Herbst 1963 wolle er seine »unillustrierte Literaturzeitschrift« veröffentlichen. Als Untertitel nahm er sich »Ein Erbauungsblättchen für deutsche Jünglinge« vor, sein Motto sollte »Kampf der verderblichen Schundliteratur« sein.
Als Umfang plante er zwanzig Seiten, »was ganz von meinem Geldbeutel abhängen wird«. Den Titel hatte er noch nicht festgelegt, auf der Seite 18 stellte er erste Überlegungen vor. Auf Seite 17 des »Ecrasez L'Infame« (sie wurde nach der Seite 18 auf Matritze getippt) steht allerdings dann der richtige Titel: Das Heft sollte »Quarber Merkur« heißen.
Kaum jemand hatte damals wohl gedacht, dass Dr. Franz Rottensteiner später einer für Jahrzehnte einer der wichtigsten deutschsprachigen Experten für die phantastische Literatur sein würde. Und der »Quarber Merkur« zwar nie eine hohe Auflage erreichen, aber inhaltlich sehr relevant sein würde … schön, wenn man solche Anfänge nachvollziehen kann!
2 Kommentare:
Witzig, und ich habe kürzlich herausgefunden, warum es "Quarber" Merkur heißt.
Nun könnte ich meinen Blogpost verlinken, fände das aber irgendwie plump und würde es nur mit deinem Einverständnis machen, Klaus.
Also, hier ein kurzer Auszug:
Mittlerweile habe ich via eBay eine Ausgabe der Quarber Merkur von 1979 ersteigert. Hier wird bereits auf 17 Jahre Quarber Merkur zurückgeschaut und erklärt, was der Name eigentlich zu bedeuten hat. "Merkur" ist im Kontext der SF wohl nicht so verwunderlich, was aber soll ein "Quarber" sein?
"In früheren Zeiten erhellte sich das Mysterium sogleich aus der Postanschrift 'Quarb 38', aber mit der Umbenennung in eine farblose Felsenstraße wurde Quarb postalisch ausgetilgt und ist wohl endgültig zum Aussterben verurteilt".
Laut Rottensteiner hatte Quarb 1979 circa 24 Einwohner*innen.
Die Auflage hatte in den ersten 17 Jahren nie mehr als 300 Stück, im Mittel 200, manchmal sogar nur 25. Kaum zu glauben, professionell sieht es 1979 schon aus, keineswegs so wie einige Fanzines, die in den Neunzigern in irgendwelchen Tankstellen kopiert wurden und trotzdem eine Auflage von 500 hatten.
Wobei: Das mit Quarb war mir eigentlich schon seit langem bekannt. Der Ortsname taucht ja in den früheren Fanzines immer wieder auf.
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