Ich empfand Bamenda beim ersten Anblick wie ein Versprechen: Während das Buschtaxi sich die kurvenreiche Straße in den Talkessel hinunter quälte, in dem die Stadt im Westen Kameruns lag, freute ich mich richtiggehend. Bamenda war und ist das Handelszentrum des englischsprachigen Teils des Landes – und nach drei Wochen, die ich mich mit schlechtem Französisch durchgeschlagen hatte, freute ich mich darauf, die englische Sprache benutzen zu können.
Die nämlich konnte ich besser. Ich wusste zu dem Zeitpunkt allerdings nicht, dass sich das Englisch der Menschen in Bamenda stark von dem unterschied, das ich in England, den USA, Südafrika oder Australien gehört hatte. Zeitweise sehnte ich mich in den französischen Teil Kameruns zurück, wo ich weniger Verständnisprobleme gehabt hatte ...
Tatsächlich gefiel es mir in der Stadt, die im Wesentlichen aus einer wichtigen Hauptstraße bestand, von der zahlreiche Nebenstraßen abbogen. Nach dem ersten Durchstreifen hatte ich das Gefühl, in einer Wildweststadt zu sein, in der nur noch der Sheriff fehlte, der mit seinem Pferd über die Main Street ritt, um sich den Bösewichten zu stellen.
Und als ich am zweiten Tag auf den »Denver Complex« stieß, war mir klar, dass ich tatsächlich in einer Art Wildem Westen gelandet war ... Das zum größten Teil aus Holz errichtete Gebäude fiel mir durch die Leuchtreklame ebenso auf wie durch die Musik, die aus seinem Inneren auf die Straße dröhnte.
Bei einem Zeitungsjungen erstand ich die aktuelle Ausgabe des englischsprachigen »Herald« für kleines Geld, bevor ich den »Denver Complex« betrat. Die Einrichtung bestand aus einer Bar, hinter deren Tresen zahlreiche Flaschen mit Gin, Whisky und anderen Hart-Alk-Getränken auf die Besucher warteten, einem kleinen Restaurant und vielen Spielautomaten. Was in den Nebenräumen ging, sah ich nicht. Mir genügten aber schon die Bildschirme, die über der Bar hingen und auf denen ununterbrochen Musik-Videos liefen.
Ganz klar der Versuch, in Bamenda das zu imitieren, was die Leute wohl als westlich-amerikanisches Lebensgefühl verstanden. Ich setzte mich an die Bar, schaute tanzenden Popstars aus Afrika zu oder blickte auf die Straße hinaus und trank ein »Satzenbrau«, ein lokales Bier, das gut gekühlt wirklich brauchbar schmeckte.
Bamenda war in meinen Augen seltsam. Und den Gipfel markierte irgendwie der »Denver Complex«. Das Bier schmeckte trotzdem.
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