24 Juni 2020

Ich las mal wieder »Lassiter«

In meiner frühen Jugend las ich alle möglichen Heftromane. Die wurden in der Schule getauscht, sie waren billig, und weil sie durchaus knallig waren, fanden Jungs wie ich vor allem Romane der Serie »Lassiter« klasse. Gerade die Sex-Szenen boten Anlass für das eine oder andere Gespräch auf dem Schulhof.

(Wir ahnten schon irgendwie, dass das sexistisch war. Aber wenn man halt zwölf Jahre alt ist, findet man's einfach großartig, wenn nackte Brüste und wilder Sex in einem Western-Heftroman thematisiert werden. Wir machten uns 1976 keine großen Gedanken, die über den Tellerrand hinausgingen.)

Das ist lange her. Ich habe seit Jahrzehnten keinen Roman der Serie mehr gelesen. Ich schaue immer wieder in die Hefte hinein, weil mich interessiert, was die Kollegen bei Bastei-Lübbe machen. Aber ich traute mich irgendwie nie so richtig, einen wirklich zu lesen.

Doch dieser Tage machte ich eine Ausnahme: »Der Anschlag« bildet den Band 2500 der Serie. Weil das ein sehr starkes Jubiläum ist, schnappte ich mir den Roman und las ihn. Um es gleich zu sagen: Ich fand ihn spannend und unterhaltsam, die Geschichte zog mich dank der wechselnden Figuren und der unterschiedlichen Schauplätze in ihren Bann.

»Um New York zu retten, muss Lassiter sterben!« steht auf der Titelseite. Das klingt ziemlich überzogen, ist aber gleichzeitig ein kleiner Spoiler auf die letzten Szenen. Natürlich stirbt der Held der Romanserie nicht, aber es geht knapp aus … Es gibt viel Action, es wird gerannt und geballert, aber auch ermittelt. (Lustig fand ich, dass die ganze Zeit »marschiert« wird, auch zu Gelegenheiten, wo ein schlichtes »ging« idealer geklungen hätte.)

Die Geschichte selbst ist recht komplex, keine typische Western-Geschichte eben. Lassiter muss in New York ermitteln, weil irgendwelche »Anarchisten« einen Anschlag vorhaben. Dabei steht ihm eine junge Agentin zur Seite, mit der er sich gleich streitet. Dass Nikola Tesla eine Rolle spielt, finde ich richtig gut – das ist originell.

Und erfreulich ist, dass Lassiter nicht gleich mit der Agentin ins Bett steigt. Sex wird trotzdem immerhin angedeutet. Aber sonst wäre es sicher kein »Lassiter«.

Seien wir ehrlich: Streng genommen ist dieser »Lassiter« kein Western. Es handelt sich um einen typischen »Jerry Cotton«-Roman, der in New York spielt und in dem der Ermittler halt kein »G-Man« ist, sondern ein Westernheld, den es in die große Stadt verschlagen hat. Ob das die typischen »Lassiter«-Fans mögen, weiß ich nicht.

Ach ja: Gratulation an die Kollegen zu den 2500 Bänden!

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