Die Schriftstellerei und alles, was damit zusammenhängt, werden in der Öffentlichkeit immer wieder seltsam dargestellt. Das bemerkte ich, als ich unlängst den französischen Spielfilm »Man muss mich nicht lieben« anschaute. Der Film ist gut, streckenweise sehr traurig und nur selten witzig, geprägt von ruhigen Einstellungen und richtig guten Dialogen – aber darum geht's mir gar nicht.
Die Hauptfigur ist ein alternder Gerichtsvollzieher, der weder mit seinem Vater noch mit seinem Sohn so richtig klarkommt und seinen Beruf eigentlich auch eher blöd findet. Er entscheidet sich aus gesundheitlichen Gründen für einen Tangokurs und lernt dort eine Frau kennen, die fast zwanzig Jahre jünger ist als er. Der Freund der jungen Frau ist Autor, sprich, er schreibt ständig oder tut zumindest so – und weil er wegen seiner Schriftstellerei nichts gebacken bekommt, kommt es zu einem Techtelmechtel zwischen der jungen Frau und dem Gerichtsvollzieher; der Tango macht es halt möglich.
Entscheidend ist aber, dass der Schriftsteller nichts gebacken bekommt. Er sitzt da und wartet darauf, dass ihn die Muse küsst. Immerhin küsst ihn anfangs noch die Freundin, die beiden wollen ja eigentlich heiraten. Sie schwört ihn auch ein und sagt, sein Buch werde auf jeden Fall großartig. Aber er bekommt es nicht hin. Er sitzt da und quält sich mit den ersten Kapiteln herum.
Wir lernen aus einem solchen Film. Schriftstellerei hat viel damit zu tun, dass man lange nachdenkt und jammert und klagt. Und dann wundert man sich am Ende, dass die attraktive Frau mit einem Mann etwas anfängt, der wirklich sehr grau aussieht und einen kreuzlangweiligen Beruf ausübt … Auf einmal bekommt so ein Gerichtsvollzieher mehr Sex Appeal als ein Schriftsteller.
Ich bin dann doch heilfroh, dass ich nur Gelegenheitsautor bin …
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