Im November und Dezember 1999 unternahm ich eine Reise durch Kamerun; die mir unglaublich viele neue Eindrücke verschaffte, von denen ich noch heute zehren kann. In der Folge entstanden mehrere Kurzgeschichten, die teilweise in meinem Buch »Das Tier von Garoua« veröffentlicht wurden; die meisten Texte wurden aber nie aufbereitet.
Ich schrieb auch einen Text, der den schönen Titel »Maroua im November« trug und den ich vor Ort in mein Notizbuch kritzelte. Am 2. Juni 2000 tippte ich ihn ab, später wurde er in einer Ausgabe meines Egozines ENPUNKT veröffentlicht.
Ob man das dann als »Gedicht« bezeichnen kann, weiß ich nicht. Aber ich finde ihn
tatsächlich immer noch gut. Und deshalb kommt er in diesem Blog erneut zur Geltung.
Maroua im November
Der Ventilator röchelt sein eintöniges Lied
unter dem Boukaroo-Dach aus Ästen und Strohmatten,
dazwischen höre ich das Zirpen der Grillen,
den Lärm der Vögel, das Rascheln der Geckos,
während ab und zu ein Moped vorbeifährt,
draußen auf der staubtrockenen Straße
zwischen Steinwänden, grob und roh,
wo tagsüber jede Bewegung nur langsam abläuft
und abends fast vollends erstirbt – bis auf den Wind.
Männer zünden sich die letzte Zigarette des Abends an,
rote Lichtpunkte in einer Straße ohne Beleuchtung;
nur die Sterne und die wannenförmige Sichel des Mondes
sind manchmal zu sehen, wenn die Bäume raschelnd
Platz schaffen und den Blick nach oben freigeben.
Mag sein, das ist eine Nacht wie jede andere,
aber irgendwie ist sie besonders – für mich.
Ich starre zur Decke, auf den Ventilator,
dessen Flügel vor meinen Augen zum Kreis verschmelzen,
und als ich sie wieder aufschlage,
graut bereits der nächste Morgen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen