Als wir uns der Brücke näherten, über die man auf das winzige Zentrum von Vals gehen oder auch fahren konnten, hörten wir zum ersten Mal das Geräusch. Ich konnte es nicht gleich zuordnen. Es war ein Tröten, aber es klang nicht nach einem Musikinstrument, wie ich es kannte. Die Töne zogen sich, sie schienen in der Luft zu hängen, und ich hätte sie eher als »dunkel« bezeichnet.
Wir überquerten die Brücke. Wie immer blickte ich ins Wasser hinunter. Der Valser Rhein sprudelte, ein echter Gebirgsbach, der auch im Sommer kalt aussah und nicht gerade zu einem lauschigen Bad einlud. Ich mochte den Bach, seine Wirbel, die kleinen Stromschnellen und Vertiefungen und das saftige Grün, das an beiden Seiten in die Höhe wuchs.
Auf der anderen Seite der Brücke kam das Zentrum des Dorfes: ein Platz, belegt mit Pfastersteinen, um den sich einige Häuser gruppierten, von denen zwei als Hotels mit Restaurant dienten, ein Ladengeschäft direkt daneben. Ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen standen in einem großen Halbkreis und bliesen in Alphörner. Gut zwei Dutzend Schaulustige beobachteten die Szene, die meisten von ihnen hatten Kameras und Smartphones gezückt.
Ich kannte Alphörner nur von Fotos her, ich hatte genügend alberne Witze über sie gehört. Aber ich hatte noch nie ein Konzert mit diesen urtümlich anmutenden Instrumenten mitbekommen. Ob die Gruppe, die vor uns spielte, gut oder schlecht war, konnte ich nicht beurteilen – aber darum ging es nicht.
Wir stellten uns an den Rand, von dort aus sahen und hörten wir zu. Die Melodien waren sehr getragen, die Instrumente brachten nicht so viele Töne hervor, und schnell spielen konnte man sie nicht. Aber es entwickelte sich ein Sound, der getragen wirkte, fast meditativ. Für einige Minuten fand ich das höchst interessant, dann ließ die Spannung nach.
Wer schnelle Musik mit lauten Gitarren mag, hat bei ruhigen Alphorntönen unweigerlich ein kleines Problem, dachte ich. Dann bummelten wir in aller Ruhe weiter, die Dorfstraße entlang, den Klang der Alphörner weiterhin in unseren Ohren.
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