08 April 2021

Ein Traum vom Pogo

Ich träumte, und es war ein seltsamer Traum: Ich merkte nämlich, dass ich träumte, kam aber nicht aus dem Traum in die Realität zurück. Aber das verwirrte mich nur kurz, denn ich war auf einem Punk-Konzert. Ich war erleichtert, auf einem solchen Konzert zu sein, das erste nach einer langen Zeit, in der das nicht möglich war.

Die Band, deren Namen ich nicht erfuhr, spielte in einer Kneipe, sie stand direkt an der Theke, und ich benötigte einige Zeit, bis ich verstand, um welche Kneipe es sich handelte. Wir standen im Innenraum der Pizzeria Centrale, die noch vor der Corona-Pandemie geschlossen hatte und seither nicht wieder aufgemacht hatte. Ich nahm aber nur den Sänger und den Schlagzeuger wahr.

Der Schlagzeuger saß in lockerer Haltung hinter seinen Trommeln, hinter ihm an der Theke standen zwei Gläser, die mit Bier bis zum Rand gefüllt waren. Immer mal wieder schlug er auf die Gläser. Bier spritzte und benetzte die Glasscheibe, die an dieser Stelle die Theke vom Raum dahinter trennte.

Der Sänger feixte sich eins und sprang zwischen der Theke und dem Schlagzeug hin und her. Die anderen Musiker sah ich nicht, ich hatte nur Augen für den Schlagzeuger und den Sänger. Als Musik gab es einen fröhlichen Pogo-Sound mit deutschen Texten, schrammelig und schnell, mit einer kräftigen und manchmal albernen Melodie. Die Band war mir völlig unbekannt, aber das schmälerte meine gute Laune nicht im geringsten.

Was ich faszinierend fand: Obwohl das Konzert eindeutig in Karlsruhe stattfand, bestand das Publikum zum größten Teil aus Leuten, die ich von Stuttgart her kannte, die meisten seit mehr als dreißig Jahren. Wir umarmten uns, wir stießen Biergläser zusammen, wir sprangen gemeinsam herum. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen.

Zwischendurch unterhielt ich mich mit einer Frau, die mit ihren langen blonden Haaren gar nicht zum Pogo passen wollte. Sie war noch sehr jung, hatte starke Akne und wusste nicht, wie sie erzählte, was sie aus ihrem Leben machen sollte. Ich versicherte ihr, das wüsste ich auch nicht, und sie solle locker bleiben. Das Gespräch führten wir nicht weiter, weil die Band »It the kids are united« spielte, einen Uralt-Klassiker, und ich von alten Freunden aus Stuttgart zum Hüpfen animiert wurde.

Irgendwann wachte ich doch auf, die Melodie des alten Punkrock-Stückes im Kopf. Mein erster Gedanke, als ich kapierte, dass ich wach wurde, war noch mit benebeltem Kopf ein »Verdammtes Corona!« – nicht einmal die Träume sind in diesen Tagen so wie vor der Pandemie …

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