21 April 2021

Ein Bayern-Krimi mit besonderer Note

Fatou Fall wächst in Bayern auf, wohnt aber in Hamburg, wo sie als Kaufhausdetektivin arbeitet. Als sie beschließt, ihrer Tochter ihre Heimat in Oberbayern zu zeigen, weiß sie nicht, dass sie damit in einen Kriminalfall verwickelt wird. Das ist die Ausgangslage für »Die schwarze Madonna«, einen Krimi, der sich selbst als »Afrodeutscher Heimatkrimi« darstellt.

Die Geschichte klingt erst mal nach einem ganz normalen Krimi mit Heimatbezug, bekommt aber ab der ersten Seite einen ganz eigenständigen Charakter: Fatou Fall ist nämlich schwarz. Und sie wird ständig mit rassistischen Klischees und Vorurteilen konfrontiert, ebenso ihre Tochter. Für mich, der ich zur weißen »Mehrheitsgesellschaft« gehöre, war das immer wieder höchst interessant zu lesen, nicht unbedingt immer positiv, aber oft so, dass ich zum Nachdenken angeregt wurde.

Ansonsten läuft die Geschichte auf den ersten Blick recht konventionell ab. Die Detektivin bekommt einen Farbanschlag auf eine Kirche mit, den die Polizei als islamistisch einstuft – obwohl es eindeutig sind, dass sich hier weiße Männer maskiert und als südländisch aussehende Menschen geschminkt haben –, dann wird ein Mädchen entführt, und irgendwann ist klar, dass es im Ort auch um ein großes Bauprojekt geht, für das offenbar manche Leute bereit sind, über Leichen zu gehen …

Es dauert eine Weile, bis sich der Krimi entwickelt. Das ist auch die hauptsächliche Schwäche des Romans: Als Krimi überzeugte er mich nicht. Zu spät wird klar, dass hinter alledem »mehr« steckt, und die Auflösung fand ich nicht hundertprozentig überzeugend.

Der Roman überzeugt in seiner antirassistischen Botschaft, und er überzeugt dank seiner gelungenen Charaktere. Die Dialoge sind gut, die Figuren mit ihrer widerborstigen Art meist gut geschildert. Manchmal hätte ich mir gewünscht, die Autorin würde manche Szene stärker zuspitzen – aber das ist schon wieder ein Detail.

(Und ein weiterer Durchgang im Lektorat hätte nicht geschadet. Manchmal ist beispielsweise die Dialogführung ein wenig verwirrend.)

»Die schwarze Madonna« ist ein sehr unterhaltsamer Roman, der einem viel über Oberbayern, Rassismus und kulturelle Konflikte vermittelt. Wer einen »echten« Krimi erwartet – so wie ich –, ist womöglich enttäuscht. Wer sich auf die gelungene Geschichte einlässt, die im übrigen nach einer Verfilmung schreit, kommt auf seine Kosten.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Sogar mein allerliebster Vertriebskanal führt »Die schwarze Madonna«; es dauert halt einige Zeit, bis Print On Demand ausgeliefert wir – wer es schnell haben möchte, muss halt ein E-Book kaufen:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783749478194/die-schwarze-madonna-fatou-falls-erster-fall-von-noah-sow-kartoniertes-buch

Wer sich ein wenig in »Die schwarze Madonna« einlesen will, findet auf der Internet-Seite der Libreka diese Leseprobe:
https://bookview.libreka.de/preview/100339/9783749478194