Dass viele Männer geradezu Angst vor dem Feminismus haben, könnte witzig sein, wären die Auswirkungen nicht so gravierend. Als ich erzählte, dass ich »Untenrum frei« von Margarete Stokowski las, wurde ich nicht nur einmal nach dem »Warum?« gefragt. Wieso liest ein Mann ein feministisches Sachbuch, was bezweckt er damit? Das Buch sei doch eigentlich nur für Frauen gedacht.
Da mir leider durchaus bewusst ist, wieviel Unfug ich im Verlauf meines Lebens über Frauen gesagt habe und wie blöd oder abschätzig oder verletzend ich mich bei viel zu vielen Gelegenheiten verhalten habe, kann ich bei solchen Gesprächen nicht viel entgegnen. Es ist gut, ab und zu mal die Klappe zu halten. Oder eben so ein Buch zu lesen, das einem die Augen öffnet, auch wenn man meint, schon so viel zu wissen.
Männer haben häufig ein falsches Bild vom Feminismus – und vielleicht sollten sie genau deshalb ein Buch wie »Untenrum frei« lesen. Es ist nämlich extrem unterhaltsam.
Margarete Stokowski kannte ich als Autorin bereits, sie schrieb jahrelang für die »tageszeitung«, und ich mochte ihre pointierten Texte immer sehr. Oft hatte ich dabei so einen erhellenden Moment, so ein »aha, stimmt, da hat sie recht«, was unsereins ja viel zu selten hat. Ähnlich ging es mir bei ihrem Buch.
(Ich las die Hardcover-Version. Seit Frühjahr 2018 existiert auch ein Taschenbuch. Und natürlich gibt's das Ding ebenso als E-Book.)
Die Autorin stellt ihre Sicht auf die Mann-Frau-Konflikte dar. Sie bleibt dabei erfrischend subjektiv, ohne allerdings die Fakten wegzulassen. Sie macht klar, wie die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern sind, und sie zeigt, wie die Schieflage in dieser Gesellschaft zwischen Mann und Frau aussieht. Dabei wird sie manchmal böse und bissig, hat aber meist einen angenehm-sarkastischen Ton drauf.
Mir gefiel, dass das Buch so unglaublich unterhaltsam ist. Man liest es mit großem Vergnügen, stößt halt immer wieder auf Dinge, die einen stören (weil man sich als lesender Mann bei manchen Themen einfach selbst wieder erkennt und peinlich berührt vor einem Spiegel sitzt). Die Autorin zeigt, wie Mädchen schon früh auf das Frausein getrimmt werden, wie Sex und Liebe funktionieren und wie sie den Feminismus sieht – als eine Befreiung, die letztlich auch den Männern nützen würde
»Untenrum frei« ist ein Buch, das ich allen empfehlen möchte, die sich für politische Themen und gesellschaftliche Diskussionen interessieren. Es ist beileibe nicht nur für Frauen gedacht – ich halte die Lektüre sogar für wichtig. Absolut lesenswert!
1 Kommentar:
Wer sich ein wenig in »Untenrum frei« einlesen möchte, sollte die Internet-Seite des Rowohlt-Verlages aufsuchen. Dort gibt's neben diversen Informationen auch eine Leseprobe. Hier:
https://www.rowohlt.de/hardcover/margarete-stokowski-untenrum-frei.html
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