09 Januar 2020

Käpt'n Ahab und die Religion

Zu den Dingen, die mich durchaus verblüffen, wenn ich alte Ordner durchwühle, zählt die Tatsache, dass ich in den 80er-Jahren sehr viel experimentierte: mit Sprachen, mit Formen, mit Sprache in allen möglichen Variationen. Viele der Texte, auf die ich stoße, sind heute eher verwirrend; manche der »Gedichte« empfinde ich als richtig gut, einige haben ihren eigenen Charme.

Der Text »Käpt'n Ahab« entstand am 20. Dezember 1982, offensichtlich musste eine Schulstunde dafür herhalten. Ich schrieb ihn mit der alten Schreibmaschine ab. Als ich ihn dieser Tage erneut abtippte, verbesserte ich einige Tippfehler, behielt die originalen Formulierungen aber bei.

Mir fiel auf, wie viele religiöse Anspielungen in diesem Text untergebracht wurden. Meine religiöse Erziehung kam da offenbar nicht nur einmal durch.

Die »Rotte Korach« war mir aus der Kirche bestens bekannt; damit waren die Abweichler gemeint, für die sich die Erde auftat, um sie zu verschlingen. Das Bild schien mich ebenso fasziniert zu haben wie die Städte Babylon und Ninive, die im Religionsunterricht stets eine wichtige Rolle spielten.

Na ja, hier ist er, der »Käpt'n Ahab« ... 

Käpt'n Ahab

Wenn die Flüsse aufplatzen
und die Städte überquellen,
werden die Ratten
die stinkenden Stadtschiffe verlassen
und sich neue Häfen suchen
außer Sichtweite der
grauen, eintönigen Mauern
und all dem dicken, schmierigen Qualm –
bis sich dort
die Erde auftut
und die Rotte Korach
in ihren Schlund zieht.

Babylon und Ninive
werden dann zu neuer Blüte
auferstehen.
Für wen auch immer.

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