18 Januar 2020

Gedanken zum Treck der Bauern

Die aktuellen Demonstrationen der Bauern tun mir weh. Ich kann gut verstehen, dass die Bauern zornig über ihre Situation sind. Immerhin bin ich auf einem Dorf großgeworden, ich habe viele Sommer dem Bauern geholfen. Ich habe Ställe ausgemistet und Tiere auf die Weide getrieben, ich kenne die Lage der Bauern also ein bisschen.

Schon damals war es nicht einfach, heute ist die Lage der Bauern noch schwieriger. Ich kann verstehen, dass sich Bauern durch die Verwaltung gegängelt fühlen, dass sie sich von den Städtern verhöhnt vorkommen – ich habe Großstädter als Kind auch nicht gemocht, weil sie immer mit einer gewissen Arroganz auf uns Dörfler hinuntergeschaut haben – und dass sie frustriert sind, weil sie keine höheren Preise für ihre Arbeit erhalten. Das macht zornig und verzweifelt.

Aber natürlich kann es nicht so weitergehen. Es ist eine Tatsache, dass die Landwirtschaft am Insektensterben eine große Mitschuld hat. Und es ist eine Tatsache, dass Glyphosat und anderer Dreck auf den Feldern ebensowenig gut für die Umwelt ist wie die gnadenlose Überdüngung der Äcker. Massentierhaltung, Tierquälerei und Chemie auf den Feldern – es ist letztlich zu viel, und da muss ein Umsteuern her.

Vor allem kann es damit nicht mehr weitergehen, dass man Bauern und Bauern in einen Topf wirf. Der Agrar-Großbetrieb in Niedersachsen, der Zigtausende von Schweinen oder Hühner hat, ist nicht zu vergleichen mit einem Hof im Schwarzwald oder in Oberbayern, der vielleicht drei Dutzend Milchkühe und zwei, drei Zuchtstiere hat.

Meiner Ansicht nach lassen sich die kleinen Bauern seit Jahrzehnten vor die Interessen der Industriebetriebe in der Landwirtschaft spannen. Das müsste im Interesse der Bauern geändert werden.

Nur bin ich sicher nicht die Person, die das ändern kann. Ich sehe nur die Diskussionen, und ich verstehe teilweise eben den Zorn der Bauern sehr gut. Ich denke halt, es wird sich nichts ändern, wenn sie nicht einsehen, dass sie an der Miserie eine gewisse Teilschuld haben. Es sind nicht die bösen Städter allein (und natürlich auch nicht die bösen Ländler allein).

Es gibt einen alten Spruch, an dem ist viel dran: Es wäre sinnvoll, die Leute würden miteinander als übereinander sprechen. Mir kommt es so vor, als ginge es bei den Bauernprotesten auch darum. Ein Mehr als Kommunikation erschiene mir da sinnvoll ...

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