11 März 2025

Swen Papenbrock ist tot

Dass der Illustrator, Comic-Zeichner und Künstler Swen Papenbrock gestorben ist, hat sich gestern wie ein Lauffeuer in den Sozialen Medien verbreitet. Ich möchte an dieser Stelle – es ist ja mein privater Blog – einige persönliche Worte loswerden. Meine offiziellen Texte stehen dann an den offiziellen Stellen.

Wann ich Swen genau kennengelernt habe, weiß ich gar nicht mehr. Vom Namen her kannte ich ihn seit den 80er-Jahren. Er gestaltete Fanzines, und dabei fiel mir sein Name auf. In direkten Kontakt traten wir erst durch unsere Zusammenarbeit bei der größten Science-Fiction-Serie der Welt: Irgendwann stand Swen bei mir im Büro, wir unterhielten uns über Romane und Bilder und alle anderen Themen.

Dass er seit 1995 für unsren Verlag tätig war, war irgendwie folgerichtig. Ich weiß nicht, wie viele Titelbilder und Innenillustrationen er für uns anfertigte, aber viele von diesen Bildern waren beeindruckend und prägten das Bild unserer Serie. Ich selbst hatte gar nicht so viel mit Swen zu tun; die Kommunikation lief meist über die Kollegin oder den Kollegen, der oder die sich mit den Titelbildern beschäftigte.

Wenn wir uns trafen, war Swen stets ein angenehmer Gesprächspartner, sehr zurückhaltend, fast schüchtern, in seiner Arbeit aber auch sehr kompetent. Sein viel zu früher Tod stimmt mich in diesen Stunden und Tagen sehr traurig.

(Das Bild hier stammt von Martin Steiner. Es zeigt Swen Papenbrock bei einer Signierstunde anlässlich des PERRY RHODAN-WeltCons 2011.)

Wie stellt man das Grauen dar?

Das deutsche Menschheitsverbrechen hat bekanntlich einen Namen: Auschwitz. Die monströsen Taten, die in Auschwitz begangen worden sind – teilweise von »ganz normalen« Leuten – dürfen nicht vergessen werden, auch wenn schon viel Zeit vergangen ist. Eine Graphic Novel wie »Adieu Birkenau – Eine Überlebende erzählt« ist ein Beispiel dafür, wie man das Thema auch in die heutige Zeit sowie eine mögliche Zukunft überführen kann.

Erzählt wird von Ginette Kolinka. Sie ist eine sogenannte Zeitzeugin, die Auschwitz überlebt hat. In Frankreich tritt sie an Schulen auf und berichtet Kindern und Jugendlichen von der damaligen Zeit. 2020 nimmt sie mit Jugendlichen an einer Gruppenreise nach Polen teil, in deren Verlauf auch das ehemalige Lager besucht wird. Das schildert dieser Comic, an dem verschiedene Leute mitgewirkt haben: ein Journalist und ein Comic-Autor ebenso wie Illustratoren.

Ginette Kolinka wird 1944 aus Südfrankreich nach Auschwitz deportiert, wo ihr Vater und ihr Bruder gleich ermordet werden, während sie arbeiten muss und deshalb überlebt. Beim Besuch der Gedenkstätte kommen die Erinnerungen hoch: Wenn sie den Jugendlichen ihre Jugend vor Augen führt, sieht sie selbst sich als Schatten zwischen den Mauern der alten Gebäude.

»Adieu Birkenau – Eine Überlebende erzählt« ist ein realistischer Comic, der auf zwei Ebenen arbeitet: Er spielt in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Er zeigt die Hauptfigur nicht nur tragisch, sondern auch humorvoll, und er verdeutlicht, wie sie mit ihrem Schicksal umgeht. Ein historischer Anhang mit Texten und Bildern ordnet das Geschehen zusätzlich ein.

Ich halte diesen prächtig gestalteten Band für eine wichtige Lektüre. Wer sich mit dem Thema bereits auseinandergesetzt hat, bekommt zwar keine neuen Fakten vermittelt, gewinnt aber eine interessante Perspektive. Wer bisher noch keinen Zugang hatte, erfährt durch Ginette Kolinkas Leben vom Schrecken der Nazi-Herrschaft.

Absolut lesenswert!

10 März 2025

Insekten im Bernstein

Der amerikanische Schriftsteller Tom Reamy starb bereits 1977 im Alter von gerade mal 42 Jahren. Seine Erzählung »Insekten im Bernstein« wurde in der gleich betitelten Anthologie veröffentlicht, und es ist der erste Text des Autors, den ich bislang gelesen habe – zumindest ist es der erste, der mir bewusst geworden ist.

Wenn man es genau nehmen will, handelt es sich um eine Erzählung; für eine Kurzgeschichte ist der Text zu lang. Eine Gruppe von Reisenden strandet in einer Regennacht, weil die Straßen überschwemmt sind, mitten in der Pampa. Ein leerstehendes Haus bietet Zuflucht. Die Menschen flüchten sich dorthin – eine zusammengewürfelte Gruppe. Aber wie sich bald herausstellt, sind nicht alle zufällig in diesem Haus – und das alte Gebäude birgt einige gruselige Geheimnisse …

Was in der Zusammenfassung wie eine Gruselgeschichte klingt, ist es über weite Strecken auch. Trotzdem hat die Geschichte nicht nur einen Horror-, sondern ebenso einen eindeutigen Science-Ficiton-Anteil. Sie ist wirklich spannend, sie hat gute Figuren, und die Dialoge sind durchaus überzeugend.

Heute würde man aus »Insekten im Bernstein« einen dickleibigen Roman machen. In ihrer knappen Sprache ist die Erzählung aber überzeugend. Sehr gelungen, erstaunlich frisch und unterhaltsam!