27 März 2020

Ein Meisterwerk aus Musik und Literatur

Manchmal kann ich mich selbst nicht verstehen: Bereits 2013 oder 2014 erschien das »Homestory-Magazin«, ich erhielt es sogar zur Besprechung zugeschickt. Ich blätterte ein wenig durch die Seiten, fand das Layout ansprechend und die Texte eher verwirrend, klappte das Heft zu und legte es zur Seite.

Es versackte in einem Stapel, wie so vieles. Ich bekam mit, das Ferdinand Führer und Roland van Oystern, die beiden Macher des Heftes, sogar Lesungstouren veranstalteten; ich verpasste sie. Und seit einiger Zeit gibt es sogar ein Buch, das die beiden geschrieben haben – das hatte ich bislang auch nicht so richtig mitbekommen.

Bis ich dieser Tage das Magazin in die Hand nahm und von vorne bis hinten las ...

Ich kam aus dem Staunen und Grinsen nicht mehr heraus. Auf 52 A4-Seiten in einem piekfeinen Vierfarb-Layout präsentiert das Interview allerlei Geschichten über Musiker aus dem Punkrock-, Indie- und Hardcore-Spektrum. Es handelt sich um »Homestorys«; die beiden Macher besuchen die Musiker daheim, reden mit ihnen, trinken mit ihnen Bier, fahren dann wieder weg.

Das Schönste dabei: Die Interviews sind erfunden, die Besuche auch, und das Ganze ist in einem Stil geschrieben, der zwischen Schülerzeitung, Promi-Klatschmagazin und Popliteratur wechselt. Es geht um Dosenbier und Kriminalität, egoistische Musiker und verschreckte »Homestory«-Journalisten.

Ich fand's unfassbar komisch, las jede dieser angeblichen Reportagen von vorne bis hinten und teilweise zweimal, freute mich natürlich wie Bolle, dass ich zwischendurch auch mal erwähnt wurde, und frage mich gelegentlich, wie der eine oder andere Mensch, der in diesem Heft porträtiert wird, das dann vielleicht findet.

Aber gut: Das Heft ist brillant. Problematisch dürfte sein, es derzeit noch irgendwo zu kaufen. Immerhin gibt es die Internet-Seite noch und sogar die Facebook-Seite. Ansonsten würde ich mir wünschen, dieses Heft einfach mal als Taschenbuch-Version ins Regal stellen zu können. Ganz große Klasse!

1 Kommentar:

Christina hat gesagt…

Das Magazin gibt es als Hörbuch bei SoundCloud. Ist schon echt abgefahren.
https://soundcloud.com/audiolith/sets/homestory