Es gibt Begriffe, die bekommt man in diesen Tagen gleich dutzendfach um die Ohren geballert. Man erfährt von dutzendfachen »Maßnahmen«, wird über Kurven informiert oder über die »dynamische Entwicklung« bei den »Fallzahlen«. Menschen gelten auf einmal als »systemrelevant«, die bisher von den Mächtigen in ihren Bürotürmen kaum wahrgenommen worden sind.
Ich bin nicht systemrelevant, das weiß ich. Ich trage nicht zur Grundversorgung der Bevölkerung bei. Ich sorge dafür, dass es Unterhaltungsliteratur gibt. Das ist für viele Leser_innen und Hörer_innen wichtig, weshalb ich meine Arbeit nicht unterschätze. Aber ich überschätze sie auch nicht – denn ich bin nicht systemrelevant.
Ein Redakteur ist nicht so relevant wie Pflegekräfte und Ärzte/Ärztinnen, nicht so wichtig wie die Leute von der Müllabfuhr, in den Läden oder in den Behörden, nicht so bedeutend eben wie die Leute, die letztlich den gesamtgesellschaftlichen Betrieb am Laufen halten und für die Kranken im Einsatz sind. Wenn ein Redakteur ausfällt, ändert sich nicht viel in diesem Betrieb. Wird der Müll nicht abgeholt oder sind alle Angestellten in einem Krankenhaus auf einmal krank, ist das möglicherweise eine Katastrophe.
Ich neige nicht zu übertriebener Bescheidenheit. Aber in diesen Tagen wird mir sehr klar, dass es Menschen gibt, die für die Gesellschaft einen wichtigeren Beitrag leisten als ich. Das lehrt mich dann auch Demut ...
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