In diesen Tagen brennt in Frankreich der Asphalt. Hunderttausende von Menschen demonstrieren gegen die Politik der angeblich linken Regierung, die offenbar nichts anders vorhat, als die Rechte der arbeitenden Bevölkerung auszuhöhlen. Wann immer ich die entsprechenden Bilder sehe – und dazu muss ich hierzulande das Internet bemühen, weil im Fernsehen so wenig kommt –, bin ich fasziniert und abgestoßen zugleich.
Ich bin fasziniert vom Mut der Bewegung, die sich gegen eine unfähige und verhasste Regierung stellt, die gleichzeitig aber nicht den Fehler begeht, den rechten Rattenfängern in die Hände zu laufen. Und ich bin abgestoßen von einer Polizei, die prügelt, die brutal vorgeht, die Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse einsetzt. (Bei diesen Bildern wird sicher mancher deutsche Sicherheitspolitiker eine feuchte Hose bekommen.)
In Frankreich gehen die Leute immerhin auf die Straße, in Deutschland hat unsereins klaglos zugestimmt, als die herrschende Klasse mithilfe ihrer Lakaien in den Parlamenten und Redaktionen ihre Agenda-Politik durchsetzte. Die Mittelschicht hat sich mit der Oberschicht solidarisiert, nicht mit der Unterschicht – man hat sich von jeglicher Solidarität verabschiedet und setzt seitdem auf Arroganz und Egoismus.
Wer bei uns auf die Straße geht, das sind leider meist die Rechten. Sie fordern noch mehr Egoismus, allerdings einen der nationalen Art. Immerhin gehen gegen die Nazis, die teilweise sehr bürgerlich auftreten, auch Leute auf der Straße – aber es sind zu wenige.
Auch deshalb habe ich eine starke Sympathie für die aktuelle Bewegung in Frankreich. Man wehrt sich gegen eine unsinnige Politik, und man sieht nicht ein, dass den Kopf hinhalten muss für Regierungen, die sich als Erfüllungsgehilfen der Oberklasse betrachten. In mancherlei Hinsicht bin ich da sogar neidisch.
2 Kommentare:
Na ja, die Streikkultur der Franzosen war schon immer ganz anders als die der Deutschen. Nicht erst seit die Vermögensschere wieder auf geht. Klar ist das jetzt kein Argument noch immer nicht auf die Straße zu gehen.
Aber ganz ehrlich, wenn die Air France Piloten ankündigen zum EM Auftakt zu streiken, dann geht mir das Messer im Sack auf. Weil das ganz klar kalkuliert ist und mit dem eigentlichen Streiken gar nichts mehr zu tun hat. Hier wird in terroristischer Weise das EM-Publikum zur unfreiwilligen Geißel genommen. Das ist dann m.E. nichts weiter als purer Egoismus auf dem Rücken der Bevölkerung. Und solche Streiks braucht echt kein Mensch.
Die Franzosen erfanden die Revolution. Während sich die Deutschen schon immer alles gefallen ließen und zu allem brav nickten. Um so überraschender ist die friedliche Revolution der DDR-Bürger zu werten.
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