04 Juni 2016

Autorenschulen am Ende?

Noch vor zwei oder drei Jahren trommelten viele deutschsprachige Verlage mit der Ankündigung, sie wollten ihre eigenen Bestsellerautoren »züchten«. Aus diesem Grund eröffnete beispielsweise der Kölner Bastei-Lübbe-Verlag seine Bastei Lübbe Academy – unbedingt englisch auszusprechend! – und verkündete, auf diese Weise neue Autoren für die vielen geplanten Serien zu gewinnen.

Andere Verlage kündigten ähnliches an, Rowohlt und Aufbau seien genannt. Bei weiteren Verlagen wurden »digitale Imprints« gegründet, mit denen man den schriftstellerischen Nachwuchs fördern wolle. Und ganz nebenbei dienten diese Aktivitäten dazu, gut in der Presse dazustehen.

Irgendwie ist von dieser Welle nicht mehr übrig. Wer Lust hat, mag auf den einschlägigen Internet-Seiten ein wenig recherchieren. Wie es aussieht, haben verschiedene Verlage aus unterschiedlichsten Gründen diese Arbeit eingestellt. Über die wahren Gründe kann man nur spekulieren.

Vielleicht lag's schlicht daran, dass man die Arbeit unterschätzt hat. Autorenseminare sind harte Arbeit; das weiß ich aus meiner gelegentlichen Aktivität an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Das kann man nicht neben dem laufenden Betrieb »irgendwie« machen; dazu müssen sogar Personen eingestellt werden – das alles benötigt Geld, das sich so schnell nicht wieder einspielen lässt.

Und vielleicht lag's daran, dass man nicht so schnell die Rezeptur erfüllen kann, die man vorher wohl den Controllern erzählen musste: »Stellen Sie sich das Ganze wie einen Trichter vor: Oben kippt man Amateure rein, und untern kommen die Bestseller raus, die alles dann finanzieren.« So einfach ist die Bücherwelt dann eben doch nicht ...

1 Kommentar:

Andreas Eschbach hat gesagt…

Es liegt meiner Beobachtung nach (ich war ja Dozent an der Lübbe Academy) vor allem daran, dass die Seminare nicht auf die notwendigen Teilnehmerzahlen kamen. Was vor allem preisliche Gründe hatte. Mit den (aus Steuergeldern subventionierten) Seminargebühren von Bundesakademie & Co. kann ein kommerzieller Anbieter nicht konkurrieren.