08 Dezember 2020

Mit dem Motorrad im Wilden Westen

Was für ein großartiger Start in einen Comic! Man sieht Indianer hoch zu Ross in einer wilden Landschaft, wie man sie aus unzähligen Western-Filmen kennt, vielleicht Apachen auf einem Kriegszug. Sie beobachten einen weißen Mann, der sich durch die Ebene bewegt – doch dieser Mann ist nicht auf einem Pferd unterwegs, sondern fährt ein Motorrad.

Das ist der Auftakt eines Western-Comics, der sich stark von allen anderen Western-Comics unterscheidet. Er spielt in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, genauere Angaben fehlen. Die große Zeit des Westens ist längst vorbei, auch wenn viele kleine Städte im amerikanischen Südwesten immer noch so aussehen wie dreißig Jahre zuvor.

In Hollywood wird der Wilde Westen längst zu Filmen verarbeitet, in denen die Eroberung der Vereinigten Staaten verklärt wird. Hauptperson des Comics ist Nevada Marquez, der sich mit seinem Motorrad durch die Weiten zwischen Kalifornien und Mexiko bewegt. Seine Aufgabe ist, spezielle Missionen für die Filmbranche zu absolvieren; dabei nimmt er wenig Rücksicht auf die Gesetze.

Als er den Auftrag erhält, einen Schauspieler aufzutreiben, der sich offensichtlich in Mexiko mit der Trunksucht angefreundet hat, bricht Nevada zu einem besonders schwierigen Auftrag auf. Bei diesem trifft er auf alte Erinnerungen und neue Feinde – unter anderem auf einen mächtigen Mann, der ein interessantes Geschäft entwickelt hat: neue Drogen in die USA zu schmuggeln.

Der erste Band der neuen Serie »Nevada« hat mich wirklich gepackt. Er trägt den Titel »Lonestar« und erschien im Sommer 2020, ein zweiter Band ist für Anfang 2021 angekündigt. Als Autoren zeichnen Fred Duval und Jean-Pierre Pécau verantwortlich, zwei französische Comic-Routiniers, die einfach wissen, wie man eine spannende Geschichte erzählt.

Die Zeichnungen stammen von Colin Wilson, den ich seit seinen Arbeiten für »Die Jugend von Blueberry« schätze, der aber auch Science Fiction wie »Im Schatten der Sonne« gezeichnet hat. Sein Stil ist realistisch, vor allem seine Darstellung des amerikanischen Südwestens ist atemberaubend. Seine Action-Illustrationen erinnern an »Blueberry« und andere Klassiker.

Wer klassische Western-Comics mag, wird »Nevada« lieben. Wer einen modernen Abenteuer-Comic antesten möchte, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Der Splitter-Verlag, in dem dieses Album erschienen ist, stellt auf seiner Internet-Seite ja auch eine Leseprobe zur Verfügung.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen zu »Nevada« – unter anderem eine Leseprobe – gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages.

Hier:
https://www.splitter-verlag.de/nevada-1-lonestar.html