Wenn meine Erinnerung nicht trügt, habe ich Samiam zweimal gesehen: einmal im kleinen Jugendzentrum in der Schwarzwaldstadt Nagold und einmal in Köln, vor einem euphorischen Publikum, das die Band abfeierte. Samiam gelten als eine der Vorreiter der heutigen Emocore- oder Emopunk-Welle, was insofern Unfug ist, weil sie das anno 1988 garantiert nicht im Sinn hatten: Die aus der Gegend von San Francisco stammenden Burschen wollten melodischen Punkrock spielen, und gut war.
Ich will jetzt nicht auf das Auf und Ab in der langen Geschichte der Band eingehen. 2006 kam auf jeden Fall die Platte »Whatever's Got You Down« raus, auf der sich gerade mal elf Stücke finden – die aber sind länger als der normale Punkrock-Kracher. Aber es ist eindeutig Punkrock, kein Emo-Gejammer und weit entfernt von modischen Tönen.
Die modischen Töne spielen längst die Bands, die früher mal bei Samiam gelernt haben und heute richtig viel Geld verdienen. Dabei zeigt gerade die 2006 erschienene Platte, was die Band drauf hat: Jedes Stück ist eine kleine Hymne, schwungvoll und flott und mit Herzschmerz gesungen, mit gut klingenden Gitarren und einer spielerischen Wucht, bei der ich automatisch anfange, mich zu bewegen.
Pogo-Kracher sind das nicht, das wollte die Band 2006 sicher auch nicht mehr spielen, aber es ist intelligenter Punkrock, den man jederzeit hören kann. So was liebe ich einfach, und so was kann ich mir 2010 immer wieder anhören.
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