18 April 2010

Der Druck der belgischen Faust

Mit vielen alten Punk-Bands ist es so eine Sache: Die hatten in den späten 70er oder frühen 80er Jahren einen einzigen Szene-Hit, und mit dem gehen sie dann mal wieder auf Tour, um ein wenig Geld zu verdienen. Bei The Kids aus Belgien scheint das nicht so zu sein: Die hatten einige Szene-Hits, und als ich sie vor über zehn Jahren schon mal sah, merkte man ihnen an, dass sie immer noch genügend Spaß an der Sache hatten.

Das zeigte sich auch am Samstag, 17. April 2010, im »Schlesinger« in Stuttgart. Als Vorgruppe im angenehm gefüllten Club spielten Supermug, ein Trio aus dem Großraum Stuttgart, die schwer nach Kalifornien klangen, ohne dass ich das negativ meine.

Mit viel Spielfreude bolzten die drei Herren – herausragend: der grinsende Skinhead an der Schießbude – ihre Stücke ins Publikum. Sie mussten sich beeilen, weil die Kids zeitig auf die Bühne wollten, und fürchteten »den Druck der belgischen Faust im Nacken«. Das schadete nicht, die Stücke kamen alle druckvoll und mit viel Energie. Klasse, die Band sollte ich mir merken.

Danach die alten Säcke aus Belgien, denen man rein optisch schon anmerkte, dass sie stramm auf die fünfzig zumarschieren. Das hielt sie nicht davon ab, das zu spielen, was sie schon 1977 konnten: stampfenden, herrlich einfachen Punkrock mit hämmernden Gitarren und viel Druck, mal langsamer, wie man es anno dunnemals gern hatte, dann aber auch wieder rasant – von Altersschwachsinn keine Spur.

Wer Stücke wie »Do You Love The Nazis« im festen Repertoire hat und »12XU« von den göttlichen Wire ausgiebig covert, der darf auch in der zweiten Zugabe zu langweiligen Klassikern wie dem »Blitzkrieg Bop« greifen. The Kids waren spitze, ich hüpfte ein wenig und war hinterher gut verschwitzt; im Publikum spritzte das Bier und flogen die Jungs und Mädels durch die Luft – alles ziemlich klasse. Die dürfen gern in zehn Jahren wiederkommen!

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