29 August 2024

Ein Traum von Freibad

Eine Kürzestgeschichte, frei erfunden natürlich

Die Runde im Biergarten war recht lustig. Wir tranken Wein und Bier, wir redeten durcheinander, die Themen wechselten sich munter ab. Bis auf einmal nur die Frau, die ich an diesem Abend erst kennengelernt hatte, und ich am Tisch saßen. Die anderen waren an einem Nachbartisch, wo ein Geburtstag gefeiert wurde, oder versackten gerade an der Theke.

»Eigentlich müsste man bei so einem Wetter irgendwo baden gehen«, sagte ich und wischte mir über die Unterarme. »Ich bin nach diesem Tag völlig verschwitzt.«

Sie nickte. »Ein Baggersee oder ein Freibad um die Ecke, das wäre schön.«

»Als Jugendliche sind wir mal mit den Rädern ins Nachbardorf und haben uns dort über den Zaun des Freibads geschlichen. Wir wollten baden, wahrscheinlich hatte das jemand von anderen gehört, und wir wollten's nachmachen.«

»Und? Hat's geklappt?«

Ich winkte ab. »Wir sind nicht mal über den Zaun gekommen, weil wir Schiss hatten. Da waren andere mutiger. Im Freibad zumindest.« Ich grinste. »Es gab sogar Sex im Freibad.«

»Aha.« Sie klang uninteressiert.

»Doch, echt.« Ich geriet in Fahrt. »Ein Typ aus unserem Dorf hatte damals auf der Liegewiese, okay, es war der abgetrennte Bereich, wo nicht jeder hinkam …« Ich fand zur Spur zurück. »Aber dort hatte er Sex mit seiner Freundin, und drei Dutzend Leute haben zugeschaut, der komplette Motorrad-Club.«

»Das gab's bei uns auch.« Sie blickte an mir vorbei, während sie weiterredete. »Ähnliche Szenerie: Freibad, Liegewiese, Sex. Er war vielleicht 18 oder 19 Jahre alt und hatte schon ein Motorrad, sie war 15 und sollte bald 16 werden. Die beiden hatten also Sex, und die Leute standen drumherum und feuerten sie an. Und das Mädchen hat gestrahlt und sich gefreut, klar, endlich war die Kleine auch mal im Zentrum der Aufmerksamkeit, und Handys gab's damals noch nicht.«

»Und dann?«, fragte ich, als sie eine Pause einlegte.

»Na ja, die anderen haben die beiden dann angefeuert. Das Mädchen lachte und amüsierte sich ebenso wie der Junge, und dann fing einer an, ›in den Arsch‹ zu rufen, und die anderen fielen darin ein, bis es ein richtiger Chor wurde.« Sie brach wieder ab.

»Und dann?«

»Dann hat er's getan. Und weil das Mädchen nicht sein Gesicht verlieren wollte, hat es alles mit sich machen lassen, hat zwar geweint, aber nicht ›aufhören!‹ oder so etwas gerufen.« Sie hielt inne und sah mich direkt an. »Bevor du fragst: Das ist die ganze Geschichte, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«

Ich hielt den Mund. Die anderen kamen ohnehin zurück. Innerhalb von Sekunden war das Gewirr angetrunkener Stimmen um mich herum.

»Über was habt ihr denn geredet?«, fragte Caro.

»Ach.« Ich machte eine nichtssagende Handbewegung. »Es ging ums Freibad.«

»Haha.« Sie lacht auf. »Da kann ich auch eine Geschichte erzählen. Wir sind mit den Rädern raus zum Freibad, wir wollten über den Zaun klettern und dann nackt baden. Aber ...«

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