Als ich in der Nacht von Montag auf Dienstag von Rastatt nach Karlsruhe fuhr, nahm ich die Bundesstraße; das ist einfach der kürzere Weg. Ich war aufgekratzt von meinen Gesprächen mit Autorinnen und Autoren, gleichzeitig war ich völlig nüchtern. Das empfand ich als eine sehr gute Kombination für eine Fahrt nach Mitternacht. Zügig rollte ich über die Bundesstraße, wobei ich die vorgeschriebene Geschwindigkeit nur knapp überschritt.
Irgendwann erfasste das Licht meiner Scheinwerfer eine Bewegung am Straßenrand. Eine zweite folgte, eine dritte. Dann erst kapierte ich: Im Abstand von einem Meter oder zwei Metern saßen Kaninchen am Rand der Straße und futterten die frischen Triebe, die dort wuchsen. Nachdem ich das bemerkt hatte, sah ich immer mehr von ihnen: aufgestellte Ohren, geduckte Gestalten, eifrig mümmelnde Tiere.
Normalerweise hätte ich ein begeistertes »och wie süß!« oder dergleichen ausgestoßen, meine Reaktion aber war anders. Verdammt!, dachte ich, die Viecher sind jung und blöd, und ich will keines davon überfahren.
Ich reduzierte meine Geschwindigkeit und vergrößerte den Abstand zum Rand der Straße. So schlich ich weiter, konzentrierte mich auf die Tiere am Rand des Asphalts und versuchte so sehr aufzupassen, wie mir das möglich war.
Es gelang mir: Ich fuhr keines tot. Als ich in Karlsruhe mein Auto abstellte und ausstieg, war ich richtig froh. Ich hätte mir nicht so schnell verziehen, wenn ich so ein Jung-Karnickel umgebracht hätte …
1 Kommentar:
Kenn ich.
Bei uns hier im Norden sind es vor allem Rehe und Hirsche, die einzeln oder auch mal in Gruppen die Straßen überqueren. Es sind hier vor allem Traktorfahrer, die sich dafür überhaupt nicht interessieren. Wenn ich solche Tiere sehe, fahre ich langsamer, schalte die Warnblinkanlage ein und blende entgegenkommende Fahrzeuge kurz an.
Vor vielen Jahren in Bayern hatte ich mal eine Kollision mit einem Rehbock. Ein über 200 kg schweres Tier, wie der Jäger meinte, der es dann erlöste. Ich hatte damals keine Chance auszuweichen, der Bock rannte mir in die Seite, nicht vor die Karre. Aber ich werde das nie vergessen. Das Tier war nicht sofort tot, im Gegenteil, es konnte nur nicht mehr aufstehen und davonlaufen. Der Jäger erschoss es dann, weil da nichts mehr zu retten war. So etwas bleibt einem in Erinnerung (an die Höhe des Blechschadens kann ich mich nicht mehr erinnern; das war auch nur Geld, wurde von der Versicherung bezahlt).
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