03 April 2023

Science Fiction trifft auf Punk

Für mich sind Science Fiction und Punk seit Jahrzehnten die zwei Eckpfeiler meines Lebens. Das mag pathetisch klingen, ist aber so. 1977 hörte ich zum ersten Mal die Sexpistols und las meinen ersten PERRY RHODAN-Roman. In den 80er-Jahren veranstaltete ich Punk-Konzerte und Science-Fiction-Cons. Ich veröffentlichte Science-Fiction- und Punk-Fanzines. Ich schrieb Science-Fiction-Geschichten und Punk-Romane. Heute arbeite ich als Redakteur in Sachen Science Fiction, höre immer noch Punkrock oder gehe auf Punk-Konzerte.

Seit einigen Jahren dient Punk für viele Leute vor allem als schickes Aushängeschild für ihre Aktivitäten. Das fängt bei Zeitschriften wie »Business Punk« an und endet bei Unter-Genres wie Hopepunk oder Arcanopunk (was immer das jeweils sein mag).

Das alles hat mit dem Punk, den ich kennengelernt habe, nicht das Geringste zu tun. Punk ist widerständig und rotzig, oft anstrengend und egoistisch, sicher nicht politisch korrekt und in sich widersprüchlich. Ich war auf Chaostagen und wurde verhaftet. Ich war auf Punk-Konzerten, die von Nazis angegriffen wurden. Ich wurde zusammengeschlagen, weil ich »punkig« aussah.

Im Verlauf der Jahrzehnte habe ich buchstäblich Tausende von Punk-Bands gesehen. Ich habe zwanzig Jahre lang eine Radiosendung über Punk gemacht, anfangs jede Woche eine Stunde. Ich habe Punks aus aller Welt getroffen. Sie alle haben mein Leben bereichert. Und ich habe geschätzt, wie unterschiedlich und gleichzeitig rotzig sie sind.

Das alles hat nichts mit dem zu tun, was man heute auf irgendwelche Genres klebt. Als Cyberpunk anfing, war das eine Verbindung aus Science Fiction und Punk, das passte. Ein Autor wie John Shirley spielte in einer Punk-Band und schrieb Science Fiction. Das passte erst recht.

Wenn heute auf jedes Unter-Untergenre der Science Fiction ein »Punk«-Aufkleber angebracht wird, weil das irgendwie schick ist, mag das ja in Ordnung sein. Es kann ja jeder in dieser Richtung machen, was immer er oder sie mag. Aber das ist nichts für mich. 

Vielleicht bin ich zu konservativ für das, was man heute unter »Punk« außerhalb der eigentlichen Punk-Szene versteht ...

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