Bei einer der vielen Diskussionen Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre sagte ich wieder einmal: »Ich habe zwar zu vielen Dingen meine Meinung, aber eigentlich bin ich unpolitisch.« Das stimme nicht, wurde mir widersprochen: »Weil du eine Meinung hast, aber dich bei keiner Gruppierung aufgehoben fühlst, bist du eigentlich antipolitisch.«
So fühle ich mich heute sehr oft. Damals war es so, dass ich selbstverständlich Nazis ablehnte und mich ihnen auf der Straße auch häufig in den Weg stellte; andere Feindbilder lassen wir hier erst einmal weg.
Aber mit vielem von dem, was in »linken Kreisen« geredet wurde, kam ich nicht klar. Das ging bei der Verwendung komplizierter Fremdwörter los und endete bei einer unglaublichen Arroganz. Mit solchen Leuten wollte ich nichts zu tun haben. Das führte dazu, dass ich über Linke häufiger schimpfte als über Nazis – bei irgendwelchen Boneheads war ja klar, auf welcher Seite man stand, und das musste man nicht diskutieren.
Und heute? Viele Themen interessieren mich. Ich lese politische Artikel im Netz, ich habe politische Zeitschriften abonniert, ich habe zu vielem eine klare Meinung. Aber ich schreibe immer weniger darüber.
Das ist keine Feigheit. Fragt mich jemand im persönlichen Gespräch, gebe ich sofort eine Antwort. Aber einen Blogtext zu schreiben, der sich mit einem ernsthaften politischen Thema beschäftigt, sollte mehr sein als nur das Rausrotzen meiner Meinung. Zumindest denke ich mir das immer wieder. Ich fange nämlich häufig Texte zu politischen Themen an, weil ich meine Meinung äußern will, gebe dann aber auf und lösche den Text wieder.
Ich bin nicht unpolitisch. Die meisten Menschen, die sich in politischen Gruppierungen engagieren und Amt und Würden anstreben, sind mir aber nicht so recht geheuer. Vielleicht bin ich doch schlicht antipolitisch ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen