Ich war sicher nicht der einzige Mensch in meiner Generation, der an seinem Führerschein hing und ihn als seinen »alten Lappen« bezeichnete. Seit heute ist der Führerschein nun Geschichte; ich habe so ein modernes und viel praktischeres Plastikkärtchen, wie alle anderen Leute halt auch.
Im kommenden Jahr wäre mein alter Führerschein nicht mehr gültig gewesen, also musste ich einen neuen beantragen. Das ging vergleichsweise einfach, sieht man davon ab, dass ich ein Formular als PDF ausdruckte, von Hand ausfüllte und dann mit allerlei Kopien in einen Briefkasten steckte. Das wäre sicher ein wenig moderner gegangen oder ein wenig altmodischer, die Mixtur fand ich auf jeden Fall befremdlich.
Meinen klassischen Führerschein hatte ich 1984 gemacht. Wenn ich mich recht erinnere, war ich der letzte in meiner Schulklasse, der so einen Lappen erwarb. Davor hatte ich mich mit dem Fahrrad, mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln – der letzte Bus aus der Kleinstadt ins Dorf fuhr um 19 Uhr –, schlicht zu Fuß oder per Anhalter durch die Gegend bewegt. Und es war ganz schön viel Geld, weshalb ich erst zwanzig Jahre alt werden musste, um ihn zu erwerben.
(Der Fahrlehrer hatte als Jugendlicher in Wehrmachtsuniform bei den Endkämpfen in Nürnberg mitmischen müssen, was er mir gefühlt zwanzigmal erzählte. Mein Führerschein ist also mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden.)
In all den Jahrzehnten hatte ich keine innere Beziehung zu meinem Führerschein. Mich interessiert ja auch ein Auto nicht sonderlich. Das sind halt Dinge, die man benötigt. Aber als er nun vor meinen Augen entwertet wurde, fand ich das dann doch traurig …
1 Kommentar:
Ich habe meinen alten auch vor drei Wochen ungültig stempeln lassen und dann zurückbekommen. Danach steckte ich den neuen einfach zu meinem alten in die selbe alte Hülle. Jetzt ist es wie vorher. Wenn ich mal ein Auto (Cambio) brauche stecke ich die alte Hülle ein. Denn der neue ist da jetzt mit drin. Die werden sich ja wohl vertragen :)
Kommentar veröffentlichen