09 Oktober 2020

Für queer-feministische Phantastik

»Wir wollen Geschichten, die Patriarchat, Heteronormativität und White Supremacy entlarven und zerschlagen oder gleich ganz ohne auskommen!« So formulieren es die drei Herausgeberinnen auf ihrer Internet-Seite zu ihrer Zeitschrift »queerwelten«.

Ich habe mittlerweile die erste Ausgabe des Heftes gelesen, das von Lena Richter, Judith C. Vogt und Kathrin Dodenhoeft herausgegeben wird. Es ist eine Zeitschrift für Science Fiction und Fantasy, die aber einen ungewöhnlichen Blickwinkel hat.

Ich möchte das Heft ausdrücklich empfehlen – gerade in der phantastischen Literatur sind andere Blicke besonders spannend. (Wer gern digital liest, kann sich über die Internet-Seite des Verlags übrigens sogar die einzelnen Geschichten als E-Books bestellen. Das finde ich einen guten Ansatz – eben auch für Leute, die mal zwischendurch eine kurze Geschichte lesen wollen.)

Annette Juretzki ist mit der Fantasy-Geschichte »Nebelflor« vertreten, die eine ungewöhnliche Handlungsperspektive bietet. »Die fortgesetzten Abenteuer des Spaceschifffs Plastilon« von Jasper Nicolaisen« ist ein eher skurriles Langgedicht mit Science-Fiction-Aspekten, während sich »Feuer« von Lena Richter als Science-Fiction-Geschichte mit ungewöhnlichen Sprachbildern entpuppte. Ein schöner Satz als Beispiel: »Die Wut in mir war ein Monster mit zu vielen Tentakeln«.

Ein Beitrag von James Mendez Hodes beschäftigt sich mit den Orks aus dem »Herrn der Ringe«, die seit ihrem ersten Erscheinen in der Literatur zu einem festen Bestandteil der Fantasy geworden sind: in Büchern, in Spielen und in Filmen. In seinem Artikel »Von Orks, Briten und dem Mythos der ›Kriegerrassen‹« zeigt er, wie rassistisch das Konstrukt der Orks ist und wie sehr es sich aus der Kolonialzeit ableiten lässt. Spannend!

Ich habe nicht alle Beiträge in dem 60 Seiten starken Heft erwähnt. Es ist insgesamt sehr lesenswert, weil es einen anderen Blick auf die phantastische Literatur eröffnet. Die Gestaltung ist professionell, die Texte sind es auch – streng genommen ist das deshalb kein Fanzine oder kein Magazin mehr, sondern ein kleines Buch. Beziehen kann man es direkt im Buchhandel (mithilfe der ISBN 978-3-947720-51-4), ich empfehle aber den direkten Bezug im Shop des herausgebenden Achje-Verlages.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer mehr über die Zeitschrift »Queerwelten« und ihr Selbstverstöndnis wissen möchte, kann sich auf der entsprechenden Internet-Seite darüber informieren. Hier:

https://queerwelten.de/