21 April 2020

Ein Mythos, der bis in die Gegenwart wirkt

Wer irgendwann in seinem Leben gern Westernromane gelesen oder Westernfilme gesehen hat, dem ist der Begriff »Wild Bill Hickok« garantiert begegnet. Er gilt als eine der authentischen Figuren in der Zeit zwischen dem amerikanischen Bürgerkrieg und dem Ende des 19. Jahrhunderts, einer der Männer, die mit ihrem Revolver buchstäblich den Westen eroberten.

Doch was ist wirklich dran an den Geschichten? Wieso werden Geschichten über Männer, die mit dem Revolver für Recht und Ordnung sorgen, immer noch so gern gelesen und angesehen? Rainer Eisfeld, den ich vor allem als Experte für Science Fiction kannte, ging in dem Sachbuch »Wild Bill Hickok – Westernmythos und Wirklichkeit« genau diesen Fragen nach.

Das Buch ist vor einigen Jahren erschienen, man kriegt es nur noch antiquarisch. Ich habe es mir großem Vergnügen gelesen – es hilft allerdings, ein gewisses Interesse an Western-Geschichten zu haben, wenn man es sich vornimmt.

Genüsslich zerpflückt der Autor die Mythen, die sich um Hickok ranken. Anhand historisch sauberer Aufzeichnungen und anhand von Vergleichen zeigt er, wie aus einer Schießerei durch komplette Übertreibung ein Gefecht wurde. Er stellt dar, dass der so sauber präsentierte Westernheld mit Vorliebe seine privaten Händel in Schießereien enden ließ.

Dabei liefert Eisfeld auch einen Hintergrund für die aktuelle Schusswaffenbegeisterung der Amerikaner. Sie hat ihren Ursprung nicht nur in der wirklichen Gewalt, die im »Wilden Westen« herrschte, sondern vor allem in den Legenden und Übertreibungen, die sogenannte Journalisten ebenso betrieben wie Schriftsteller und später Filmemacher.

»Wild Bill Hickok – Westernmythos und Wirklichkeit« ist ein unterhaltsames und informatives Sachbuch, das Western-Interessierten in mancherlei Hinsicht doch einen ganz neuen Blick auf mancherlei Dinge gibt. Empfehlenswerte Lektüre!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Mittlerweile ist von Rainer Eisfeld auch das Sachbuch »Hundert Jahre deutsche Westernmythen« erschienen, das ich alsbald lesen werde. Das ist sicher eine lohnenswerte Lektüre. Hier der Link zur Verlagsseite:

http://www.dieter-von-reeken.de/#Westernmythen