Wann genau der Roman spielt, den ich zuletzt gelesen habe, ist nicht klar: auf jeden Fall in einer nahen Zukunft, vielleicht dreißig oder vierzig Jahre von heute entfernt. Er erzählt von einer düsteren Zeit, in der die Klimakatastrophe längst eingesetzt hat und nicht nur das Leben in den Entwicklungsländern bedroht, sondern längst auch nach der »Ersten Welt« greift..
Die Rede ist von »Water – Der Kampf beginnt«, einem Roman von Paolo Bacigalupi. Ich kannte von dem Autor schon einen anderen Roman, der ebenfalls in der nahen Zukunft spielt, allerdings nicht in den USA, sondern in Bangladesh. Diesmal hat er sich die Region ausgesucht, in der seine Familie und er selbst leben. »Water« ist also gewissermaßen ein Buch über Bacigalupis eigene Zukunft.
Im Südwesten der USA ist in dieser fiktiven Zeit das Wasser knapp. Es regnet seit Jahren nicht mehr – eine Folge des Klimawandels –, und die Grundwasservorräte sind praktisch überall erschöpft. Der Colorado führt nur noch wenig Wasser, und um dieses Wasser streiten sich die Menschen in Arizona, Nevada und Kalifornien. Texas ist praktisch entvölkert, fürchterliche Stürme an der Küste und die Trockenheit im Landesinnern haben zu katastrophalen Verhältnissen geführt, die Millionen Menschen getötet oder in die Flucht getrieben haben.
Kurzum: Die amerikanischen Bundesstaaten stehen sich bewaffnet gegenüber, Flüchtlinge werden an den Grenzen abgefangen und in die Wüsten zurückgetrieben. Banditen kämpfen um Macht, die Städte sichern sich Wasserrechte auf Kosten anderer Regionen. Auch Mexiko ist in sogenannte Kartellstaaten zerfallen.
Eine Journalistin, die in Phoenix den Niedergang Arizonas beobachtet, und ein Söldner in den Diensten von Las Vegas sind die Hauptfiguren dieses Romans. Aus ihrer Sicht werden die vielen Dramen erzählt, die sich bei einem solchen Niedergang abspielen müssen. Wenn die Städte zerfallen und das Land austrocknet, setzen sich – so Bacigalupi – vor allem diejenigen durch, die über Waffen verfügen und entsprechend skrupellos sind. Zwar zeigt er immer wieder Menschen, die versuchen, sich menschlich zu verhalten, doch das sind die Ausnahmen.
Der Roman ist sehr spannend, wenngleich unterm Strich deprimierend. Es wird viel gekämpft, es wird Brutalität gezeigt. Streckenweise ist der Roman sehr hart, alles in allem keine »lockere« Lektüre für Zwischendurch. Andererseits zog er mich in seinen Bann, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Paolo Bacigalupi verlässt sich auf seine Figuren, zeigt die Geschichte stets durch ihre subjektive Brille. Er erzeugt damit eine Grundstimmung, die pessimistisch und negativ ist und auch am Ende keine echte Hoffnung für seine Figuren und ihre Heimat lässt. Es ist auf jeden Fall ein krachender Science-Fiction-Roman, den ich gern empfehlen. (So viel Trigger-Warnung muss sein: Es geht zeitweise hart zu.)
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