Ich sollte mich nicht auf politische Diskussionen einlassen. Nicht mit Leuten, die mir eigentlich sympathisch sind, bei denen ich aber schon merke, dass sie noch nicht sehr weit aus ihrer kleinbürgerlich-ländlichen Komfortzone herausgekommen sind. Das merkte ich dieser Tage wieder einmal.
Das Gespräch begann mit Dingen, die man angeblich nicht mehr sagen dürfe. Sogar das Wort »Negerkuss« sei mittlerweile verboten, nicht einmal mehr »Mohrenkopf« könne man sagen.
»Du kannst von mir aus den ganzen Tag ›Negerkuss‹ vor dich hinbrabbeln«, meinte ich trocken, »mich stört das nicht. Aber ich bin ja auch selbst weiß, mich betrifft das nicht.«
»Wir sind doch keine Rassisten, nur weil wir ›Negerkuss‹ sagen oder von ›Negern‹ sprechen«, wurde mir erwidert. »Und das ist doch auch nicht rassistisch gemeint.«
»Na ja«, wandte ich so sanft und ruhig wie möglich ein. »Es ist nicht rassistisch gemeint, aber es ist rassistisch.« Ich zog es auf die persönliche Ebene. »Du kannst das ja halten, wie du willst. Ich sage es auf jeden Fall nicht.«
Als Kinder habe man sich aber auch die Gesichter angemalt und ein »Baströckchen« angezogen. Das sei doch lustig gewesen, und niemand habe es böse gemeint. Und warum dürfe man das heute nicht mehr sagen, machen und tun?
Es wurde ein zähes Gespräch. Ich blieb höflich und zurückhaltend, blieb immer auf einer sehr persönlichen Ebene, verbreitete eine Ich-Botschaft nach der anderen (»Ich sehe das so, dass ...« oder »Ich würde es so sagen ...«) und kam mir bei alledem so vor wie in den 90er-Jahren, als diese Diskussionen doch auch schon alle geführt worden waren. Aber wahrscheinlich wird das Thema so schnell nicht verschwinden.
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