Ich bin mir nicht sicher, wie oft ich die Goldenen Zitronen wirklich gesehen habe. Im Spätsommer 1986 waren sie im Feuerwehrhaus in Stuttgart die Vorgruppe der Toten Hosen. Als ich sie zum zweiten Mal sah – in der »Röhre« in Stuttgart –, zwei Jahre später oder so, waren sie bereits die Hauptgruppe, und die Walter Elf durften als Vorgruppe auftreten.
Danach verlor ich die Band aus meiner Optik. Ich bekam mit, dass sie sehr politische Texte machte, dass ihre Musik aber weit weg vom Punk ging.
Entsprechend gespannt war ich also am Mittwoch, 2. Oktober 2019, als die Goldenen Zitronen im P 8 in Karlsruhe auftreten sollten. Das Konzert war proppevoll, gut 200 Leute standen in dem winzigen Clubraum herum und sahen sich zuvor zwei Gruppen an.
Ich verlaberte meine Zeit vor der Tür, wie so oft. Und so bekam ich nur One Mother mit: zwei junge Frauen, die HipHop mit deutschen Texten machten, musikalisch überhaupt nicht meine Tasse Bier, textlich zeitweise gut (»Drei Meter Spannweite«). Der Applaus war aber ganz gut, offensichtlich gefiel es anderen Leuten besser.
Die Goldenen Zitronen enterten danach ohne viel Trara und ohne jegliches Rockstar-Gehabe die Bühne, legten sofort mit »80 Millionen Hooligans« los und hatten dann das Publikum auf ihrer Seite. Das war natürlich nicht mehr der Funpunk der 80er-Jahre, musikalisch war es zumeist weit weg von Punk – trotzdem kam die Band sehr druckvoll und energisch rüber.
Auf der Bühne wechselten die alten Herren immer mal wieder ihre Positionen und ihre Instrumente. Es gab durchaus witzige Ansagen zu ernsthaften Themen, die Stimmung im Saal war sehr gut. Es wurde gejohlt und geklatscht, viele tanzten auch, und so richtig still stehen konnte niemand.
Mit allen Zugaben spielte die Band gut zwei Stunden lang. Das fand ich eindrucksvoll, ich war sehr begeistert von alledem und kaufte mir dann zum Abschluss noch drei aktuelle Platten der Band. (Ein bisschen Kommerz muss ja sein.) Ein tolles Konzert an einem sympathischen Konzertort!
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